Rezension

Schwer fassbar aber lesenswert

Adas Raum -

Adas Raum
von Sharon Dodua Otoo

Im ersten Roman der Autorin Sharon Dodua Otoo kommen nicht nur viele (schwarze) Frauen zu Wort, sondern auch Reisigbesen, Räume und Reisepässe. Aber dazu später mehr. Das Buch umspannt in wechselnden Episoden einen zeitlichen Rahmen von 1459 bis 2019 und beleuchtet Lebensabschnitte von vier verschiedenen Frauen, alle genannt Ada, alle mit einer Verbindung zueinander. Von der Einwohnerin eines Küstenstreifens Westafrikas, welche Kontakt mit einem europäischen Eroberer hat, über eine Frau, die den ersten Computer im 19. Jahrhundert ersann, zu einer KZ-Inhaftierten, die dort zur Prostitution gezwungen wird, bis hin zur Informatik-Studentin Ada im Berlin der Gegenwart.

So weit so verständlich. Nur ist das alles bei diesem Roman nicht so einfach. Es gibt nämlich noch die Passagen, in denen die oben genannten "Dinge" aus der Ich-Perspektive zu Wort kommen. Diese haben sogar Kontakt zu Gott, und sie ist sogar sehr humorvoll. Alle arbeiten daran, dass soetwas wie ein "Schicksal" erfüllt wird und alle Protagonisten zur richtig Zeit am richtigen Ort sind. Klingt alles sehr spannend. Ist es über weite Strecken auch. Auf jeden Fall mal etwas anderes. Es wird mir persönlich dann zum Ende hin jedoch zu diffus mit dem Plot. Die Autorin sagt selbst: Es sei bei diesem Erzählstil nicht so wichtig, was in einer Geschichte passiert, sondern wie es passiert. Das Wie ist hier definitiv mal unüblich und dadurch auch fordernd. Zur verwendeten Sprache ist mir über dies noch wichtig zu erwähnen, dass dies der erste literarische Text ist, in dem ich ganz selbstverständlich und konsequent "mensch" statt "man" lese. (Und es ist wirklich sehr schön zu lesen.) Denn hier spielt nicht nur Race eine Rolle in der Geschichte, sondern auch Gender. Wirklich sehr gut gemacht.

Dieser fordernder Debütroman ist wirklich äußerst lesenswert, sofern mensch nicht zwingend auf einen kontinuierlichen Eregnissfluss besteht. Lässt mensch sich darauf ein, bekommt mensch einen interessanten Einblick in verschiedenste (schwarze) Frauenleben. Eine klare Leseempfehlung von mir.