Rezension

Schrecklich und nicht zu empfehlen!

Sommernachtszauber - Ellen Alpsten

Sommernachtszauber
von Ellen Alpsten

Es wirkt, als habe die Autorin einen Spaziergang durch Berlin gemacht, mit ihrem Notizblock in der Hand, und habe alle herben Wörter notiert um später eine Geschichte drumherum zu stricken. Das Ganze gepaart mit ein wenig stereotypen Vorurteilen und fertig ist unser Theaterbuch mit vulgärer Gossensprache. Eine Enttäuschung auf ganzer Linie.

Dieses Buch ist das beste Beispiel dafür, dass ein guter Mediengestalter bereits die halbe Miete ist. Der Klappentext hatte mich nur mäßig angesprochen, denn bereits hier hatte ich das Gefühl, dass es eine eher flache Geschichte ist, die mich nicht in ihren Bann ziehen könne. Doch wieso habe ich mich so gefreut, als ich das Buch endlich in meinem Regal hatte? Definitiv wegen dem Cover. Für mich eines der schönsten Aufmachungen, die in meinem Regal stehen. Hier stimmt einfach alles.
Aber da hört mein Lob auch schon wieder auf. Die Protagonistin ist flach und formbar. Sie ist der Inbegriff der im 17. Jahrhundert verpöhnten Fremdbestimmung des Frauenbilds. Bereits Lessing versuchte in Emilia Galotti das Bild der fremdbestimmten Frau rein zu waschen. Ich für meinen Teil konnte kaum Persönlichkeit erkennen. Auch das, was andere im Lauf der Geschichte in ihr sahen konnte ich nur mit zwei ganz zugekniffenen Augen schwer erahnen. Caroline ist die, die andere in ihr sehen wollen. Sie verhält sich nach keinem eigenen Vorsatz, sondern ist stets bestrebt, anderen zu gefallen. Für mich eine leere Hülle.. Mit den anderen Charakteren im Buch verhält es sich ähnlich. Ben scheint kein eigenes Leben zu haben, Mia nur von Rache getrieben und auch die Randfiguren werden nur kurz angeschnitten. Nach längerer Zeit trifft Caroline auf Johannes. Ein Geist. Ein verfluchter Geist. Selbstverständlich, dass unsere Protagonistin seine Nähe sucht und sämtliches Sozialleben auf Eis legt, oder? Jedes schwer wiegende Problem in Carolines Leben scheint dadurch gelöst zu werden, dass sie im Theater eine gute Julia gibt, dass sie Johannes gefällt..
Mein nächstes großes Problem war bei diesem Buch die Sprachebene. Es wird versucht Sprichworte einzuflechten, diese werden jedoch entrückt oder gar falsch verwendet! Ein Beispiel wäre das eigentliche Sprichtwort "Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.", das man ohne weiteres so übernehmen könnte. Die Autorin verwandelt es allerdings in ein holpriges "Wer nicht fragt, bekommt nichts". Mias halber Wortschatz scheint auf sozialen Medien basiert oder "denglisch" zu sein. Doch das größte Übel ist die Gossensprache, die an den Tag gelegt wird. Mich persönlich stören Redewendungen wie: auf Superman pissen/versiffter Penner/in jedem Hafen eine Braut haben/ordentlich einen heben. Das gehört vielleicht in Gespräche mit Freunden, aber in kein Buch! Johannes selbst scheint auch nicht besser. Caroline redet von altertümlicher Sprache,  die ich selbst als angemessen interpretiert habe. Verachtet ihn, weil er sagt, dass es "um die Wurst" gehe. Der werte Herr soll aus dem Jahre 1935 stammen, da wäre es kein Wunder, würde er eine altmodischere Art zu sprechen an den Tag legen. Doch ist es alles sehr zeitgemäß, was den Anschein vermittelt, dass die Autorin sich an keinen roten Faden hält.
Allein die Idee hinter der Geschichte hat mich minimal vertröstet. Ich habe lediglich weiter gelesen, um zu wissen, was Johannes Onkel denn nun zu ihm gesagt hatte in jener schicksalhaften Nacht? Nach der Hälfte des Buches durfte ich es erfahren, und sofort war alle Luft raus.

Es wirkt, als habe die Autorin einen Spaziergang durch Berlin gemacht, mit ihrem Notizblock in der Hand, und habe alle herben Wörter notiert um später eine Geschichte drumherum zu stricken. Das Ganze gepaart mit ein wenig stereotypen Vorurteilen und fertig ist unser Theaterbuch mit vulgärer Gossensprache. Eine Enttäuschung auf ganzer Linie.