Rezension

Schöner Schreibstil, Inhalt hat mich nicht überzeugt

Sommerhaus mit Swimmingpool - Herman Koch

Sommerhaus mit Swimmingpool
von Herman Koch

Bewertet mit 3 Sternen

Klappentext:
Diesem Hausarzt ist nichts heilig, auch nicht seine Familie
Marc Schlosser ist Hausarzt in Amsterdam. Als einer seiner Patienten, der berühmte Schauspieler Ralph Meier, stirbt, muss er sich wegen eines möglichen Kunstfehlers vor der Ärztekammer verantworten. Doch war es wirklich ein Kunstfehler? Oder hat das alles vielleicht mit den Geschehnissen im Ferienhaus zu tun, in dem beide Familien den letzten Sommer verbrachten?

Meine Meinung:
Marc Schlosser ist Hausarzt – glücklich verheiratet und Vater zweier Töchter – der sich auf den ersten Blick sehr um seine Patienten kümmert, nimmt er sich doch für jeden Einzelnen 20 Minuten Zeit. Doch Marc ist gelangweit von seinen meist aus Künstlerkreisen stammenden Patienten, gelangweilt von illustren Veranstaltungen, zu denen er regelmäßig eingeladen wird. Angwidert von nackten Körpern versucht er intensive Untersuchungen zu vermeiden und verschreibt lieber dubiose Medikamente, als sich ernsthaft mit den Problemen und Krankheiten seiner Patienten auseinanderzusetzen. Alles in allem ein sehr unsympathischer Zeitgenosse, der auch nicht davor zurückschreckt zu versuchen, die Ehefrau seines neuesten Patienten ins Bett zu bekommen, welcher sie idealerweise in den Ferien in sein Sommerhaus einlädt.

Der Roman beginnt mit dem Tod eben dieses Patienten, was meiner Meinung nach viel von der Spannung des Buches vorwegnimmt. Ich hätte es effektiver gefunden, wenn man völlig unvorbereitet an die ganze Geschichte herangeführt worden wäre. Mir hat hier am Ende der “Wow”-Effekt gefehlt, bei dem der Leser mit offenem Mund dasitzt und völlig überrascht ist. Das Ende war letztendlich hier zwar auch überraschend, aber hat mich ehrlich gesagt nicht wirklich umgehauen.

Als Thriller angekündigt ist “Sommerhaus mit Swimmingpool” eher ein Familiendrama. Geschrieben aus der Ich-Perspektive des Arztes fand ich das erste Drittel des Buchs sehr spannend und gerade die Selbstreflektionen des Protagonisten sehr amüsant. Die Gedanken von Marc Schlosser sind teilweise wirklich extrem skurril, z.B. wenn er bei der Untersuchung eines Patienten an einen Fahrradschlüssel denkt, den er als Kind verloren und aus dem Matsch fischen mußte – um nur ein Beispiel zu nennen.
Danach ist leider von diesem Humor und auch von der Spannung immer weniger zu finden, die Geschichte plätschert vor sich hin – meiner Meinung nach an manchen Stellen unnötig durch Wiederholungen der Aktivitäten in die Länge gezogen – ohne besondere Höhen und Tiefen.

Der Schreibstil von Herman Koch hat mir allerdings sehr gut gefallen (ich mag gerne Bücher mit einer guten Portion schwarzen Humors) und auch die kurzen Kapitel empfand ich als sehr angenehm. Die Geschichte selbst hat mich nicht so überzeugen können, auch das Ende empfand ich eher unbefriedigend.
Dazu kommt eben, daß ich einen Thriller erwartet habe, ein Fan von Dramen – welcher Art auch immer – bin ich nämlich überhaupt nicht…

Meine Wertung: 3 Sterne