Rezension

Schöne Fortsetzung

Feinde der Zeit - Julie Cross

Feinde der Zeit
von Julie Cross

Bewertet mit 4 Sternen

»Auf den 2. Band der großen Zeitreise-Triologie war ich besonders gespannt. 
„Sturz in die Zeit“ hier hatte mich gänzlich gefesselt und restlos begeistert. Dementsprechend hatte ich auch große Erwartungen an „Feinde der Zeit“. 

Jackson Meyer macht als Protagonist dieser Geschichte eine unglaubliche Entwicklung durch. Vom naiven und gut behüteten Jüngling, wie er in Band 1 noch oft skizziert wird, macht Jackson eine 180 Grad Wendung zum pflichtbewussten Zeitagenten. Dabei geht es aber nicht bloß um Fähigkeiten, sondern auch sein Charakter, seine Art und seine Sichtweise verändern sich. Er nimmt seine Umwelt wesentlich bewusster wahr und versucht sich nicht von Täuschungen ablenken zu lassen. Er hinterfragt jede Begebenheit um seine Existenz zu erklären und welche Rolle sein Dasein für die Zukunft spielen mag. 

Auch die Geschichte selbst entwickelt sich weiter. 
Während Jackson im ersten Band noch versucht zu ergründen, was es mit diesen Zeitsprüngen auf sich hat, beschäftigt sich der Folgeband gezielt mit dem Ausbau dieses Talents. 
Das Jackson mit dieser Begabung ganz und gar nicht allein dasteht, wird ihm in seiner Zeitagenten-Ausbildung bewusst. 
Was sich die Autorin hier mit den verschiedenen Zeitsprüngen/ Zeitleisten und Organisationen ausgedacht hat, ist höchst interessant und spannend. Aber auch nicht immer einfach zu verstehen. Man sollte konzentriert an das Buch heran gehen, da man sonst schnell den Faden verlieren kann und dann wird’s schwierig dieses verwirrende Schema zu durchschauen. 
Besonders gut gefällt mir nach wie vor, dass Julie Cross so einige Überraschungen parat hat und kaum eine Handlung vorhersehbar ist. Es wird jedenfalls nie langweilig. 

Zu der Liebesgeschichte aus dem ersten Teil gesellt sich das mindestens genauso schöne Thema „Freundschaft“. 
Da die Liebe diesmal hinten anstehen muss, widmet die Autorin einen emotionalen und tiefgründigen Teil der Freundschaft. 
Denn Jackson muss sich klarmachen, dass seine Freunde in großer Gefahr sind und ein Druckmittel gegen ihn darstellen können. 
So zieht sich neben der actionreichen Haupthandlung ein zarter Strang von Gewissenhaftigkeit, Aufopferung und Zwiespalt durch die Geschichte. Und Jackson sieht sich gezwungen, darüber nachzudenken, ob er das Leben alleine bewältigen kann oder ob nicht jeder Mensch ab und an jemanden braucht, der ihm nahesteht und dem man vertrauen kann. 
Diese Überlegungen Jacksons und wie er bei allem was er tut, erst einmal die Konsequenzen abschätzt, fand ich sehr interessant zu verfolgen. Und was den Protagonisten besonders sympathisch macht, ist, dass er trotz seinem Vorsatz vernünftig und bedacht zu handeln und sich und seine Gefühle in den Hintergrund zu stellen, manchmal einfach gerade von diesen Gefühlen geleitet wird. 
Man kann eben nicht immer das Richtige tun. 

Zum Schluss hatte ich leider das Gefühl, dass die Autorin den Spannungsbogen regelrecht überzieht. Es passieren solch überraschende Dinge, dass der Leser vor vielen offenen Fragen steht und diese auch erst im nächsten Teil aufgeklärt werden. 
Über diesen ziemlich üblen Cliffhanger bin ich nicht gerade „happy“.

Mit einer spannungsgeladenen Hauptgeschichte und melancholisch angehauchten Nebenhandlungen kann dieser Folgeband mit seinem Vorgänger gut mithalten. 

Insgesamt hat diese Fortsetzung mich aber nicht so intensiv mitreißen können wie der erste Band und auch das Überschlagen der Ereignisse am Ende, war mir persönlich etwas too much. 
Trotzdem verdient dieses Buch

4****