Rezension

Schnell gelesen, schnell vergessen

The Widow - Fiona Barton

The Widow
von Fiona Barton

"The ultimate psychological thriller" wie auf dem Cover versprochen ist dieses Buch meiner Meinung nach definitiv nicht.

***Inhalt***
Diese Geschichte handelt von der Enddreißigerin Jean, die schon sehr jung Glen heiratete. Ihrem Mann wurde ein Verbrechen vorgeworfen, er ist mittlerweile verstorben. Das Buch erzählt die Geschichte der Witwe Jean und blickt zurück auf ihre Ehe sowie das Verbrechen, das ihrem Mann vorgeworfen wurde.

***Meine ausführlichere Meinung***
Die Geschichte wechselt ab zwischen drei Erzählperspektiven in der 3. Person, die Kapitelüberschrift macht dabei immer sofort klar, wer nun mit Erzählen an der Reihe ist: the widow, the reporter oder the detective.

Die Witwe ist Jean. Die Reporterin ist Kate, die für eine nationale Tageszeitung arbeitet, und sich mit dem Fall des kleinen zweijährigen verschwundenen Mädchens Bella beschäftigt. Der Detective ist Bob Sparkes, der eben in diesem Fall ermittelt, und als einen der Hauptverdächtigen Glen - Jeans Mann - ausmachte. Das sehe ich nicht als Spoiler, das es schon hinten auf dem Buchrücken groß angekündigt wird. Allerdings nimmt es das bisschen Spannung weg, das am Anfang hätte enstehen können, bis im Buch offiziell gesagt wird, warum Glen von der Polizeit vernommen wurde.

Der Schreibstil ist angenehm, mit der Hauptfigur Jean bin ich überhaupt nicht warm geworden. Das wäre für mich aber nicht schlimm, wenn ich mich sonst gut unterhalten gefühlt hätte. Allerdings hatte ich mir von einem Thriller mehr erwartet. Durch die abwechselnden Erzähler sowie die Zeitsprünge - in der Jetzt-Zeit versucht Reporterin Kate dazu, Witwe Jean ein Interview über ihren verstorbenen Mann abzuluchsen und es gibt immer wieder Rückblenden - ist meiner Meinung nach ein gutes Mittel gewählt worden, um Spannung aufzubauen. Doch dies geschieht in keiner Weise. Alle Figuren blieben für mich blass bzw. Stereotypen - etwa die ehrgeizige Starreporterin, die jeden zum Reden bringt, oder den grundanständigen Polizisten, der sich an einem Fall festbeißt - und vor allen Dingen gab es für mich nie Zweifel, wer als Entführer für die kleine Bella in Frage kommt. Für mich gab es so einige Längen. Die Ermittlungsarbeit war für mich zwar realistisch geschildert, ebenso wie die Medienhetze, welche die Entführung der Kleinen begleitet, und dieser Tatsache verdankt das Buch noch seine drei Sterne - dennoch hat mir das Buch nicht besonders gefallen.

Für mich war vor allen Dingen der Schluss eine Enttäuschung. Hatte ich doch insgeheim noch auf eine Überraschung gehofft - aber das war wohl nix. Um nicht zu spoilern, kann ich hier nur vage bleiben - aber für mich gab es zudem einen großen Logikfehler rückblickend, was das Verhalten bzw. die Aussagen von Jean zur Reporterin angehen. Und diesen kann ich weder verstehen noch verzeihen.

***Fazit***
Spannung geht anders. Zwar kann man dem Buch ein paar positive Dinge abgewinnen - etwa die realistische Schilderung von Ermittlungsarbeiten und Medienecho sowie dem Milieu, in dem das Verbrechen angesiedelt ist - aber die Charaktere blieben für mich blass, stereotyp, langweilig. Für mich mehr Lebensgeschichte als Thriller - Täter/-in ist von Anfang an klar, es gibt keinerlei Überraschungen oder Aha-Momente, und das Ende enttäuscht.