Rezension

Renee Ahdieh überzeugt mit Mulan Retelling

Das Mädchen aus Feuer und Sturm - Renée Ahdieh

Das Mädchen aus Feuer und Sturm
von Renee Ahdieh

Interessante Neuinterpretation von Mulan voller spannender Ideen, überraschenden Wendungen und poetischem Schreibstil.

Ein Mädchen, dazu bestimmt, des Kaisers Sohn zu heiraten.
Ein Junge, der den Glauben an das Gute in seinem Herzen begraben hat.
Eine große Liebe, die alles verändern kann.

 Mariko, Tochter eines hochrangigen Samurai, weiß, dass sie ihre Zukunft nicht selbst bestimmen darf. Sie ist klug und erfinderisch, aber eben ein Mädchen. Mit 17 wird sie dem Sohn des Kaisers versprochen. Doch auf dem Weg zu ihrer Hochzeit wird ihr Geleitzug vom berüchtigten Schwarzen Klan vernichtet. Mariko überlebt als Einzige und nutzt ihre Chance, dem vorgegebenen Pfad zu entkommen! Als Junge verkleidet schmuggelt sie sich unter die Banditen. Zum ersten Mal in ihrem Leben erntet sie Anerkennung. Und sie verliert ihr Herz - ausgerechnet an den Feind

 

Wer sich für YA und Fantasy interessiert wird um Renee Ahdieh nicht herum kommen. Sie zählt zu den neuen Stars der Autorenszene und nachdem sich ihre erste Reihe im orientalischen Bereich abgespielt hat und locker auf "One Thousand and One Nights" basierte, wagt sich die Autorin diesmal in den asiatischen Raum und bedient sich der bekannten Geschichte um die kriegerische Mulan, welche sich als Junge ausgibt um die Ehre ihrer Familie zu bewahren. Weltweit wurde "Flame in the Mist" als Neuerzählung von Mulan angepriesen und hat mich so auch erst auf sich aufmerksam gemacht. Ich liebe den gleichnamigen Disneyfilm und konnte mir das Buch daher nicht entgehen lassen. Zugegeben hatten "Das Mädchen aus Feuer und Sturm" und ich einige kleine Startschwierigkeiten, denn so ganz konnte mich die Handlung nicht fesseln. Ich kann nicht einmal genau benennen woran das nun eigentlich gelegen hat. Mir waren die Charaktere und deren Beweggründe etwas zu blass und auch das Worldbuilding hat für mich zu viele Fragen offen gelassen. Allerdings hat sich dies nach der ersten Hälfte langsam gebessert und nach guten 200 Seiten merkte ich wie mich die Handlung langsam in ihren Bann zog. 

 

Mulan war immer eine meiner liebsten Disney Prinzessin, was wohl der Hauptgrund war, weshalb Mariko mich nicht ganz überzeugen konnte. Es mag vielleicht nicht ganz fair sein, weil sie mit einer meiner Kindheitshelden konkurrieren musste, aber ich kann es einfach nicht schön reden. Mariko bringt durchaus alles mit was eine starke Protagonistin braucht und es ist großartig wie die Autorin mit dem Klischee der reichen Tochter bricht. Mariko gilt als seltsames und vorlautes Mädchen, stellt zudem ihre eigenen Erfindungen her und beweißt mehrmals wie intelligent sie eigentlich ist, was man auch nicht von jeder Protagonistin behaupten kann. Dann wiederum ist sie aber vollkommen blind wenn es um den Schwarzen Clan geht. Bereits wenige Seiten nachdem man den Clan und seine Anführer kennenlernt, stellt man als Leser ihre Vermutung bereits in Frage. Mariko allerdings bleibt von ihren Vorurteilen gelenkt und das hat für mich nicht zu der starken, intelligenten Heldin gepasst, die uns am Anfang vorgestellt wird. 

 

Wenn die weibliche Protagonistin einem Kopfschmerzen bereitet, kommt ein tragischer, leidender Antiheld gerade rechtzeitig. Okami hat es mir wirklich angetan, ich versuche es erst gar nicht zu leugnen. Am Anfang fällt es noch sehr schwer ihn zu durchschauen und selbst nachdem ich das Buch beendet habe, sind für mich noch so viele Fragen offen und er bleibt geheimnisvoll und spannend. Ich kann es nicht erwarten seine Vergangenheit im nächsten Band näher zu beleuchten und ihn hoffentlich besser kennenzulernen und mit ihm auch seine Fähigkeiten. Für mich ist er bisher definitiv nicht der klassische Held, weshalb ich gespannt bin zu sehen welche Richtung Renee Ahdieh im zweiten Teil der Reihe einschlagen wird. Und wenn man von Okami spricht, darf man Ranmaru natürlich nicht einfach übergehen. Ihn kann ich bisher ebenfalls schlecht einschätzen und bei beiden habe ich das Gefühl sie haben bisher einfach noch nicht die Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdienen. Allgemein sind mir besonders die Nebencharaktere etwas zu blass geblieben und ich konnte zu niemandem eine Verbindung aufbauen. 

 

Ich habe das Setting bereits am Anfang angesprochen und bisher habe ich noch nicht viele Bücher gelesen, die im asiatischen Raum gespielt haben. Was wohl auch der Grund dafür war, dass ich sehr lange große Schwierigkeiten mit den Namen und Eigennamen hatte. Zwar gibt es am Ende des Romans ein Glossar, aber das habe ich tatsächlich erst entdeckt, als ich mit der Geschichte bereits durch war. Irgendwie sind mir die Namen einfach nicht im Kopf geblieben, womit ich gar nicht gerechnet hatte, da ich viel im Bereich Fantasy lese und ungewöhnliche Namen daher eigentlich gewohnt bin. Den Weltenbau selbst fand ich allerdings durchaus interessant dargestellt und ich fand das mittelalterlich, asiatische Setting wirklich spannend und besonders die gesellschaftlichen Aspekte und die Machtverhältnisse haben mich direkt neugierig gemacht. Für meinen Geschmack hätte die Autorin den Weltenbau durchaus noch etwas vertiefen können. 

 

Auch an mystisch, fantastischen Aspekten mangelt es in der Geschichte nicht, allerdings war die Darstellung für mich definitiv ausbaufähig. Bisher erfährt der Leser im Grunde noch gar nichts über die Magie in der Geschichte und ich hab bis zum Ende nicht ganz verstanden welchen Regeln sie unterliegt und in welcher Form sie eigentlich auftritt. Da besteht für mich in Hinsicht auf den zweiten Teil der Reihe noch viel Arbeit. Neugierig macht es auf jeden Fall und ich hoffe die Autorin wird darauf noch genauer eingehen! 

 

Zum Ende hin möchte ich natürlich auch noch kurz auf das Cover zu sprechen kommen. Als jemand, der normalerweise das englische Original bevorzugt, muss ich diesmal zu meiner eigenen Überraschung gestehen, dass mir die deutsche Version doch besser gefällt. Ich mag die zarten Farben, die Schriftart und den Hintergrund. Ich finde es auch durchaus passend zur Handlung, wenngleich man dem asiatischen Setting für meinen Geschmack mehr Aufmerksamkeit hätte schenken können.  

 

FAZIT

"Das Mädchen aus Feuer & Sturm" ist eine interessante Geschichte mit asiatischem Setting! Die starke weibliche Protagonistin und der gebrochene Antiheld stellen einen spannenden Gegensatz dar und machen neugierig auf die Fortsetzung. Trotz einiger Anlaufschwierigkeiten konnte mich die Handlung zum Ende hin fesseln.