Rezension

Prinz oder Nichtprinz oder Frosch, das ist hier die Frage?!

Kein Prinz ist auch keine Lösung - Chantal Schreiber

Kein Prinz ist auch keine Lösung
von Chantal Schreiber

Bewertet mit 5 Sternen

Die Geschichte der falsch geküssten Prinzessin, des falschen Prinzen, und der wahren Wahrsagerin… die das Schicksal ganz schön herumwirbelt.

Kein Prinz ist auch keine Lösung von Chantal Schreiber

Tjaja. Dies gibt wohl eine kleine Grundsatzdiskussion. Es gibt definitiv Menschen, die schwelgen in ihrer romantischen Träumerei, in romantischen Vorstellungen, träumen vom Schicksal, die ihnen den Partner fürs Leben zuschustert, und sehen alles gerne auf einer rosaroten Wolke. Manche würden jetzt wohl sowas hineinrufen wie „Totaaaaal realitätsfremd die Tussi“. Aber hey. Schon sind wir bei der anderen Seite. Die Realitätsliebhaber, die alles schwarzsehen, eine Enttäuschung hinter sich haben, nur die Fakten sehen, nicht an wahre Liebe glauben, und überhaupt alles miesmachen. Ja okay. Vielleicht ist das etwas übertrieben. Und vielleicht sollte man einfach ein bisschen von beidem sein. Kommt herein in eine Geschichte voller Liebe, voll Irrungen und Wirrungen, voll Schicksal, einem Prinzen und…………… naja… wir wollen ja mal nicht übertreiben. Denn tatsächlich befinden wir uns nicht in einem Märchen, sondern im Heute. Aber schließt das eine denn das andere aus? Und kann es nicht auch im Heute unserer wissenschaftlichen Zeit, die alles realisiert, auch ein paar Menschen geben, die sich nach Romantik und Weltfremde sehnen? Yeah, Ich bin dabei:D Dabei kommt der Roman gar nicht als typisches Märchen, das in der Moderne spielt daher. Prinz hin, Prinz her…. Wer ist denn nun der wahre?! Der Prinz der sich wie ein Prinz benimmt, der Prinz der ein Prinz war, der Prinz den man in seiner Vorstellung als perfekten Prinzen ansieht, der Prinz, der das weiße Pferd aus Angst nie besteigen kann? Und braucht man überhaupt einen Prinzen? Verbirgt sich hinter dem Prinzen ein Frosch, hinter einem Frosch ein Prinz, oder ist der Prinz gar kein Prinz, und tut nur so? Kein Prinz ist in diesem Fall natürlich keine Lösung. Aber was bedeutet Prinz überhaupt? Reicht nicht vielleicht auch einfach der Mann, dem wir vertrauen, und den wir als den einzig zu uns passenden ansehen? Tha! Bei den Prinzen die ich oben erwähnt habe, könnt ihr euch ja aussuchen, welcher am Ende derjenige welche ist :) Was ich eigentlich sagen wollte: Dies ist eine Liebesgeschichte! Und sie spielt gar nicht auf einem Schloss. Und die Suche nach dem Prinzen im Leben, die trägt sich auch ganz anders zu, als man es nun denken könnte. Aber vielleicht nun erstmal von Anfang an. Welche Geschichte wird hier erzählt, und um welchen Prinzen geht es jetzt überhaupt?

Das Märchen vom Prinzen…..pardon……die Geschichte, die das Buch erzählt:

Unsere beiden Hauptprotagonistinnen sind beste Freundinnen. Um die Geschichte zu verstehen, muss man beide etwas näher kennenlernen. Was man im Buch auch tut. Gwennie…… die zarte verträumte Schriftstellerin von romantischen Liebesromanen, die immer an die falschen Männer gerät, rettungslos romantisch ist, und an die wahre Liebe glaubt. Und Kat, die ihre langjährige Beziehung vor Jahren, mit einem Vollidioten verbracht hat, der sie plötzlich gegen was Anderes Weibliches eingetauscht hat. Dies hat nicht gerade dazu beigetragen, dass sie neues Vertrauen in die Männerwelt hat. Sie ist zur wahren Zynikerin geworden, glaubt nicht an Romantik, und hält sich an Männer, die sie nach einer Nacht schnell wieder loswerden kann. Gwennie hingegen, hat nach den ganzen falschen Männern ihren Traummann gefunden. Tadaaa! Prinz Mike! :). Na gut, er ist gar kein Prinz. Aber zwischen den beiden wird es ernst. Man fühlt das, was zwischen den beiden ist. Es gibt eine Verlobung. Alles ist wundervoll und rosawolkig. Und dann…. Plums. Mike zieht sich nach der Verlobung etwas zurück, geht auf Distanz, braucht Zeit und……… wieso küsst dieser Prinz denn auf einmal eine andere Prinzessin? Was es damit alles auf sich hat, solltet ihr dann selber lesen. Es ist nämlich nicht alles, wie es scheint.

Das Cover:

Ich habe es wirklich ein paarmal abgeknutscht. Kam kein Prinz dabei raus :(. Aber keine Angst. Das Buch ist nicht kaputt. Um den Prinzen zu finden, muss man wohl das Buch lesen, und nicht den Frosch des Covers küssen :D. Denn mit weniger als einem eigenen Prinzen sollte man sich nicht zufriedengeben. Immerhin wissen wir durch den Titel, dass keinen Prinzen zu haben, keine Lösung ist, und man sich somit einen suchen sollte. Wie der aussieht, darf jeder gerne selbst entscheiden.

Fazit und Gedanken:

Wenn ihr tiefdramatische und hochliterarische Ergüsse sucht, werdet ihr hier wohl nicht fündig. ABER. Was ihr auf alle Fälle findet, das ist jede Menge Spaß, Humor, eine wahnsinnig gute Lesezeit, Glück……. Und damit eine tolle Ablenkung von allen Problemen. Mir hat es auf alle Fälle geholfen, und mich einfach nur erheitert und glücklich zurückgelassen. Die Situationskomik ist genau an den richtigen Stellen, so wie ich es liebe. Das bringt nochmal Fröhlichkeit in mich, und natürlich die Geschichte. Hier wird mit Klischees gespielt, mit Vorurteilen, Märchenvorstellungen, Traumprinzen, Romantik…… und dem Zusammenbrechen der Welt, wenn die Märchenvorstellung sich verabschiedet. Das alles aber auf recht amüsante Weise. Na gut, das ist untertrieben. Dieser riesige Pluspunkt, den der Roman hat, ist wirklich der Humor, diese Komik, in fast jedem Wort, und jeder Situation. Der Roman ist durchdrungen von dieser unterschwelligen Komik, und man meint, die Protagonisten wollen diese gar nicht, sind aber unweigerlich komisch dadurch, dass ihnen unterbewusst wohl nicht klar ist, wie sehr sie einen zum Lachen bringen. Und das unterscheidet das Buch wohl von anderen Romanen, die entweder ernste Untertöne haben, oder einfach so vor sich dahinplätschern. Dabei kommen einem die Protagonisten ungewöhnlich nahe, so wie man es nicht unbedingt in einem Liebesroman erwarten würde.

Die beiden Protagonistinnen Kat und Gwennie (Gwendolyn) sind gegensätzlicher, als es überhaupt noch geht. Die eine realistisch, die andere romantisch. Kein Grauton. Man könnte also meinen, dass die beiden sich wunderbar ausgleichen in dem, was dem anderen fehlt, und sich ergänzen. Aber natürlich fliegen auch mal die Fetzen, und ein wahres Feuerwerk entsteht. All diese Gefühlsausbrüche, die Verzweiflung, die Wut, den Liebeskummer, aber auch das Leugnen von etwas, das man nicht wahrhaben will, das konnte man als Leser wunderbar nachvollziehen. Am Ende wusste ich gar nicht mehr, ob ich mehr Gwennie oder Kat bin. Denn habe ich anfänglich gedacht, ich sei die 100%ige Romantikerin, so sind mir bei der Lektüre Dinge aufgefallen, die ich wirklich wie Kat machen würde. Und ja, mein Misstrauen gegenüber anderen Menschen ist eben auch da. Als Beobachterin in Grau, die von beiden je eine Hälfte hat, ist es mir also gelungen, die Geschichte einfach nur unheimlich zu genießen. Und auch wenn man meint, man habe einfach nur eine Liebeskomödie vor sich, der weiß, dass es in jeder Liebeskomödie den Zeitpunkt gibt, an dem etwas Tiefgehendes aufgedeckt wird, was einem direkt ins Herz geht. Auch dies war hier der Fall.

Denn das Schicksal erfüllt sich auf jeden Fall. Die Frage ist nur, ob wir es auf geradem Wege hinbekommen, die Erfüllung zu erleben, oder ob wir Umwege gehen, wieder zurückkommen, falsch abbiegen, den Weg nicht mehr sehen, am Ende bei dem eigentlichen Ziel landen, dem falschen, und dann nochmal den Weg von vorne gehen und neu anfangen, und vor allem, wer am Ende auf uns wartet. Vielleicht ja ein….äh….Prinz? :D. Vergeben ist wichtig, und vor allem, anzuerkennen, dass Perfektion nicht immer das Beste im Leben ist, denn die wahre Perfektion gibt es eigentlich nicht. Und eine Illusion dessen, ein Theaterstück, das einem vorgespielt wird, ist doch unschöner als wahre Ehrlichkeit. Es ist ja nicht immer alles, wie es scheint. Manchmal ist der, den wir eindeutig als Lügner und Betrüger entlarven gar kein Betrüger, weil wir einfach etwas falsch eingeschätzt haben, und uns dazu hinreißen haben lassen, nun ganz verletzt zu sein. Und manchmal sind die, denen wir trauen, weil sie einfach perfekt sind, die, die uns das nur vortäuschen, und die wahren Lügner sind. Und dann ist da ja auch noch die Frage des Vertrauens, und unserer eigenen inneren Stimme. Vertrauen wir den Menschen, die wir unser Leben lang kennen? Vertrauen wir denen, denen wir unser Vertrauen das erste Mal im Leben geschenkt haben? Und was ist, wenn unser Vertrauen zerstört wird durch ein Missverständnis, und wir plötzlich so verwirrt sind, dass wir Menschen vertrauen, denen wir nicht vertrauen sollten, weil sie versuchen uns zu beeinflussen, und uns mit den Menschen zu entzweien, denen wir schon immer vertraut haben, so dass es nur noch sie als Vertrauensperson in unserem Leben gibt? Schwierig, ich weiß. Diese Sache des Vertrauens. Und manchmal muss man über seinen Schatten springen, und vergeben. Und tjaja. Dann ist da noch dieses Gefühl, was vielleicht einige von uns auch schon mal hatten. Wenn man den perfekten Mann vor sich hat, der einem all genau das gibt, was man von einem Mann möchte. Und genau dieses Perfekte ist es, was uns dann nicht ansprechen kann, und nicht berührt, weil wir über einen anderen, vielleicht nicht ganz so perfekten Menschen, noch nicht hinweg sind. Aber ist es nicht so, dass unser Herz eben nicht immer logisch agiert?

Kat ist zynisch, wahrt Distanz, und lässt keine Nähe zu, Mike ist nicht zynisch, hat aber eine kleine Distanzphase, Gwennie kennt das Thema Distanz gar nicht, denn sie ist ein herzlich romantischer Mensch, der ein wenig auf Abwege gerät, alles in allem sind die Verwicklungen da, sprühen über, und tadaaa……….Die perfekte komödiantische Buchreise ist da. Turbulenzen und Missverständnisse inklusive. Der Sprachstil zeugt von einer Leichtigkeit, und diese zieht sich über das ganze Buch, so dass man die Lektüre lächelnd liest. Der Humor zieht sich über das ganze Buch, bis ans Ende, und schlängelt sich durch die Geschichte hinweg. Und was das für ein Humor ist, wir haben hier diesen etwas trockenen Humor, der einen dauerhaft grinsen lässt. Und das, obwohl man doch eigentlich mit Gwennie weinen müsste. Aber nein. Das Buch verbietet es einem. Natürlich werden einige Klischees der Romantik bedient. Aber es scheint nie aufdringlich, zu kitschig, oder so, dass man es vor Schmalz nicht aushält. Denn auch hier ist die Romantik ein wenig zusammenfließend mit dem Humor. Es ist fast so, als ob sich die Romantik selber auf die Schippe nimmt, und deswegen die Klischees bedient. Denn ihr wisst ja: „Alle Männer sind schlecht. Alle lügen sie einen an. Wenn die rosarote Zeit vorbei ist, merken sie schnell, dass sie eine andere Frau wollen. JA ABER ICH LIEB IHN DOCH. Was?! Mal wieder?!“. Kommt das alles im Roman vor? Nein! Und das ist das Gute. Denn Gwennie und Kat könnten gegensätzlicher nicht sein in ihren Vorstellungen der Männerwelt. Realistisch denkende, enttäuschte Frau, die die Männerwelt nur noch ausnutzt, gegen romantisch anheimelnde Freundin, die dauerhaft auf der Suche nach ihrem Traumprinzen ist, und ihn jetzt wohl, nach tausenden Fröschen, endlich gefunden hat. ODER etwas doch nicht?! Der Humor wird noch mehr dadurch bedient, dass die Szenerie einfach so ist, dass man in der Realität wohl sowas sagen würde wie „Das gibt doch in echt gar nicht“. Gwennie würde dem widersprechen, Kat nickend zustimmen. Denn Gwennie ist dazu noch, Liebesromanautorin, was das Ganze zusätzlich urkomisch macht. Erklärt sie uns doch im Roman, wie ein Liebesroman zu sein hat. Ahjaaaaaa :D. Der Roman ist für alle Romantiker geeignet, die sich nicht zu ernst nehmen, und dazu stehen, was sie gerne lesen. Eben Romantik in Liebesgeschichten.

Und auch wenn man durch die Lektüre dauerhaft am Nachdenken ist, ob man mehr Gwennie oder Kat ist, so ist es doch so, dass man beide Frauen nachvollziehen und verstehen kann. Zu keiner Zeit nervt eine der beiden mit ihrem Benehmen, oder ihren Gedankengängen. Beide sind einfach nur sympathisch. Und doch scheint durch den Roman auch Ernsthaftigkeit durch. Denn ja. Angesprochen werden Vorurteile, aber auch Missverständnisse, die zu ganz merkwürdigen Situationen führen können. Und manchmal geht es auch um Schein und Sein. Denn nicht immer ist alles genau so, wie es scheint, selbst wenn es definitiv so aussieht, und wir uns unser eigenes Bild daraus basteln.

Eingreifen ins Schicksal. Manchmal ist das Schicksal nicht gradlinig, sondern muss über einen Umweg führen, damit einem Dinge klarwerden. Missverständnisse. DA gibt es die großen, die kleinen, die Lebensveränderten, die, über die man nur lachen kann, und bestimmt noch hunderte Unterarten davon. Doch sie alles haben etwas gemeinsam. Sie irritieren uns, und um die Wahrheit am Ende des Missverständnisses herauszufinden, muss man erstmal durch eine unangenehme Situation, die einen auch schon mal verletzen kann. Wir haben hier auch mit Vorurteilen zu kämpfen, aber keine Angst. Das Buch ist nicht todernst, und macht auf Probleme aufmerksam. Vielmehr ist es durchgängig komisch, manchmal sarkastisch, und ironisch. Das Schicksal spielt mit uns, die Protagonisten selbst spielen mit dem Schicksal, und sind am Ende so weit, dass sie merken, dass man das Schicksal nicht austricksen kann, selbst wenn man es versucht. Alles fügt sich. Und das wünscht man sich doch.

Das Buch ist übrigens abwechselnd aus Gwennies und Kats Sicht geschrieben.

Wir haben also Prinzen, die aussehen wie welche, aber vielleicht gar keine sind, sondern beim Frosch bleiben. Dann haben wir Prinzen, die wie gar keine aussehen, aber im Inneren welche sind. Und wir haben Prinzen, die sich nicht trauen, welche zu sein, obwohl sie es schon längst sind, zumindest für ihre Prinzessin. Und das…. JA……. Das verwirrt die Prinzessin dann. Eine locker leichte Komödie für den Restsommer, die einfach unterhält, und einen schmunzeln lässt, durch ihre Beziehungsirrungen und –wirrungen. Heute also: Das Märchen vom Prinz, der nicht auf einem Pferd angeritten kommt, da er Angst davor hat, der falschen geküssten Prinzessin, und einem Frosch, der seinen Platz einnehmen will, und vielleicht gar kein Frosch ist.

Heutiges Rezensionslied. Wie es so schön heißt: Vergrabt das Schloss, denn manchmal taugt der zugehörige Prinz nichts. Und was nicht echt ist, kann man mit dem Herz nicht fühlen. Also sollte man sich lieber den Nichtprinzen suchen, der dann zum Prinz wird, weil man bei ihm alles mit dem Herz fühlen kann, oder so:

„So one day he found her crying…..Coiled up on the dirty ground. Her prince finally came to save her.
And the rest she can figure out.
 But it was a trick, and the clock struck twelve, well make sure……..to build your home brick by boring brick….or the wolf's gonna blow it down.

Keep your feet on the ground….When your head's in the clouds.“