Rezension

Prädikat: Überaus lesenswerte Familientragödie!

Wenn du mich heute wieder fragen würdest - Mary Beth Keane

Wenn du mich heute wieder fragen würdest
von Mary Beth Keane

Bewertet mit 5 Sternen

Das Setting ist nicht ganz neu: Zwei Jugendliche, die schon als Kinder unzertrennlich waren, verlieben sich gegen den Willen der Familien. Und doch ist alles anders! Durch die extrem moderne Ausgestaltung der Geschichte ist sie unglaublich fesselnd und letztendlich wird eine ganz andere, viel optimistischere Message als bei klassischen „Romeo-und-Julia-Geschichten“ vermittelt.

Kate und Peter sind unzertrennliche Nachbarskinder, deren Eltern sich aufgrund ihrer psychischen (Erb?)Krankheiten, ihrer sozialen, familiären Prägung und ihrer Einstellungen entzweit haben. In der Folge eskaliert die Situation der Nachbarn unwiderruflich und die Liebenden müssen zunächst getrennte Wege gehen. 

Es wird schon früh deutlich, dass eigentlich alle Figuren Opfer ihrer Geschichte, ihres „Erbes“ und der daraus resultierenden Situation sind und es sehr schwierig wird, dass die beiden Jugendlichen, die wirkliche Sympathieträger darstellen, wieder zueinander - und vor allem zu sich selbst -  finden.
Sie wagen das Experiment, müssen feststellen, dass vieles, was man gerne loswerden würde, sich nicht einfach „abschütteln“ lässt; dass man Produkt seiner Herkunft, sowohl der biologischen als auch der sozialen, ist, es aber letztlich nicht bleiben muss. 

Die Konturen der Protagonisten werden im Laufe des Romans immer deutlicher gezeichnet, indem ständig Rückblicke und aktuelle Entwicklungen aus unterschiedlichen Perspektiven aufgezeigt und miteinander verwoben werden.  Diese moderne Erzähltechnik der unterschiedlichen Erzählperspektiven macht es unmöglich, das Buch aus der Hand zu legen und runden den gelungenen Plot ab.  Die verschiedenen Handlungsstränge -bzw. die Lebensgeschichten der Protagonisten- werden am Ende gekonnt miteinander verbunden und dem Leser wird deutlich, dass jeder (durch Liebe) letztlich zum Schmied seines Glückes wird bzw. werden kann. Diese Erkenntnis führt zu einem optimistischen Umgang mit dem Thema „Schuld und Vergebung“. 

Der Text ist trotz seiner 462 Seiten wahnsinnig kurzweilig:  Ich habe beim Lesen mitgefiebert, gelitten, Tränen vergossen, mich gefreut und gelacht. Was will man mehr?

Einziges Manko ist vielleicht - wenn man ganz pingelig sein will -, dass der Text anfangs an einigen Stellen sprachlich (im Bereich der Lexik) etwas holprig wirkt. Dies liegt sicher an der Übersetzung und macht Lust darauf, das Original zur Hand zu nehmen. 

Aufgrund der Authentizität der Protagonisten ist es insgesamt aber das beste Buch, das ich in diesem Jahr gelesen habe!