Rezension

Politik, Machtinteressen - unterhaltsam in Roman verpackt

Rheinblick - Brigitte Glaser

Rheinblick
von Brigitte Glaser

Bewertet mit 3.5 Sternen

Das Lokal von Hilde Kessel, Wirtin des "Rheinblick", in Bonn liegt ideal. Ist es doch fußläufig in der Nähe der Regierungsgebäude gelegen und wird darum von Politikern sowie deren Angestellten rege frequentiert. Bei Bier, Schnaps und Wein wird so mancher redselig, so dass Hilde ungewollt von vielen Interna und Intrigen erfährt. Doch bei ihr bleiben die Geheimnisse im Rheinblick - bis auf einmal...
Ich finde, mit diesem Roman ist Brigitte Glaser die hier einen Abschnitt deutscher Geschichte (Ende 60er-Anfang 70er Jahre) hat einfließen lassen, ein interessantes, lesenswertes Buch gelungen. Gerade, dass immer die Tagesabläufe verschiedener Personen in aufeinander folgenden Kapiteln dargestellt werden, macht das Lesen abwechslungsreich. Dabei sind mir die beiden weiblichen Hauptfiguren - Hilde Kessel (Wirtin) und Sonja Engel (Brandts Logopädin) am sympathischsten. Wenn ich all dieses Machtgerangel, die Intrigen usw. betrachte, was sicher nicht übertrieben dargestellt wurde, bin ich froh kein Rädchen in diesem Getriebe zu sein. Allerdings waren mir die Ausführungen zu den politischen Gruppierungen, die politischen Duskussionen stellenweise etwas zu ausführlich. Das ging in meinen Augen zu Lasten der Darstellung der persönlichen Probleme und Belange der handelnden Personen mit denen ich mich besser unterhalten gefühlt habe.
Glaubhaft zeigt die Autorin die damaligen politischen Gruppierungen, ihre Seilschaften untereinander, angezettelte Intrigen und auch den durch Willy Brand angeregten Umbruch in der Ostpolitik und damit der Entspannung bei den Fronten des kalten Krieges. Das Ganze ist unterhaltsam in eine Geschichte eingebunden. Wenn auch einiges darin Fiktion ist, so habe ihr die Geschichte geglaubt. Man erkennt, dass Brigitte Glaser viel Zeit in die Hintergrundrecherche investiert hat. Mir hat das Buch gut gefallen. Daher gebe ich 3.5 Lese-Sterne.