Rezension

Nicht gefallen

Die Kinder hören Pink Floyd -

Die Kinder hören Pink Floyd
von Alexander Gorkow

Bewertet mit 1 Sternen

Unverdaulich - FLOP!

Gekauft habe ich das Buch, nachdem im WDR 2-Radio eine bewegende Buch -Besprechung lief.

Entsprechend hoch waren meine Erwartungen, auch weil ich ein Babyboomer-Kind bin und gern in Remineszen schwelge.

Die Vita des Autors liest sich gut: Journalist, mehrfach ausgezeichnet.

Dennoch, ich lese seit 45 Jahren und das nicht wenig und es ist mir noch niemals in meinem langen Leben passiert, dass ich mich durch ein Buch kämpfen musste.

Ich hatte es immer von anderen gehört, dass sie das manchmal tun oder die Lektüre abbrechen, wenn ihnen ein Buch nicht gefällt.

Ich bin gewissenhaft. Ich wollte es, einmal gekauft, zu Ende lesen und ich hoffe auf einen Gewöhnungsprozess an den Sprachstil, noch aufkommenden wirklichen Inhalt. Eine merkwürdige Erfahrung, noch nie passiert, bislang hatte jedes Buch zu mir gepasst, und selbst bei der “Pflichtlektüre” im Studium ist mir so etwas noch nie untergekommen.

Völlig unverständlich sind mir die Lobhudeleien auf dem Rückband des Buches. Jörg Thadeuz, auf den ich große Stücke halte, schreibt gar:

« Wenn man das Buch bis zum letzten Satz zu Ende liest, sitzt man da und ertappt sich selbst beim Weinen. Tun Sie sich einen Gefallen, lesen Sie das Buch...»

Einen Gefallen getan habe ich mir nicht mit dem Zuendelesen und weinen könnte man allenfalls über die Inhaltsleere, diese abgrundtiefe Langeweile, die sich beim Lesen auftut, Wie kann man nur über die Explosion eines Dampfkochtopfs in der Küche seitenweise berichten?! Es wird das ganze Buch hindurch geraucht, was in den 70iger/80iger durchaus üblich war, aber muss deshalb auf jeder Seite davon die Rede sein? Die Sprache ist gewöhnungsbedürftig, “Fräulein Lehrerin” haben wir in den 7oigern nicht gesagt, dem Wort “bumsen” wird meines Erachtens zu viel Bedeutung beigemessen. Die Story von der Nachbarin, die immer Goldbarren in den Pool wirft, damit die Kinder danach tauchen, finde ich völlig abstrus.

Winzig kleine Lichtblicke gibt es durch latent humorige Einlagen z.B. bei der Schilderung von Heino (S. 77/78) oder Ausrutscher bei plötzlich sprachlich schönen Formulierungen:« Schon die Idee des Schädlings, sich anzusiedeln, muss vernichtet werden. Es geht nicht darum, die Blattlaus zu töten, die Blattlaus darf diesen Garten gar nicht erst in Erwägung ziehen. » (S. 58). Es wahr: in den 70iger/80iger Jahren wurde viel mit Gift in den Gärten hantiert, man sah Männer stets mit Flaschen auf dem Rücken, die ans Tauchen erinnerten. Den Ausdruck “Spasti” haben wir Jugendlichen auch benutzt und die Tatsache, dass man alles über diverse Nachbarn wußte, kommt mir bekannt vor.

Man kann einzelne Persönlichkeiten finden wie man will, aber ich frage trotzdem, ob es nötig und auch rechtens ist, dass man Trump schwarz auf weiß ein “Schwein” nennt und Heino immer wieder durch die Protagonisten als “Nazi” titulieren lässt.

Das ganze Buch hindurch hofft die Leserin auf Besserung. Sie bleibt leider aus. Ein wenig besser lesen, lässt sich der Epilog (S. 171-186), ein kleiner Prozenteil des Buches, aber das ganze Buch gibt mir persönlich inhaltlich überhaupt nichts, obwohl ich in derselben Zeit aufwuchs und durchaus auch Pink Floyd hörte.

Vielleicht tue ich dem Autor und seinem Buch Unrecht. Ich weiß es nicht. Ich glaube es aber nicht, ich bin leseerfahren. Vielleicht waren meine Erwartungen an das Buch einfach zu hoch und die Lobhudelein in den Medien übertrieben.

1 Stern gibt es von mir für den Titel, der grandios und einladend ist, das Beste am ganzen Buch und ein etwas besser zu lesender Epilog mit gesellschaftskritischen Zügen.

Man sollte ein Buch in den Medien wirklich nur loben und es hoch aufhängen, wenn das Geschriebene auch über entsprechende Konsistenz verfügt.