Rezension

Nett und ruhig zu lesen mit berührenden Momenten

Die Insel der weißen Lilien -

Die Insel der weißen Lilien
von Jorid Mathiassen

Bewertet mit 3 Sternen

Schön das Cover, in den klaren Farben, grau, grün, weiß mit ein bisschen Rot , ein Haus auf einer winzigen Insel, Berge im Hintergrund und Vögel am Himmel , eine Frau im Ruderboot, verstreute Blüten... - so ähnlich von der Szenerie habe ich letztes Jahr Norwegen im Frühling empfunden.…

Mit großen Vergnügen habe ich von Anfang an gelesen. Da es momentan auch in Deutschland sehr kalt ist, entsprach das Wetter im rauhen norwegischen Herbst auf einer abgelegenen Insel wohl in etwa dem hier momentan bei uns. Das hat es mir noch leichter gemacht, in die Geschichte hinein zu kommen.

Sehr schön geschildert die Charaktere, Linnea, ihre neuen Nachbarn, ein paar verwirrende norwegische Namen aus der Vergangenheit von Marie.

Toll beschrieben auch das Haus, man bewegt sich mit Linnea richtig von Zimmer zu Zimmer, und ach, ich wäre gerade gerne dort. aber mit Feuer im Ofen...

Was mir ein wenig ungereimt schien bzw. wo für mich eine Lücke klaffte, der durch den Wind verursachte üble Sturz von Linnea, Platzwunde im Gesicht, Ohnmacht, das klang ja sehr dramatisch, und dann fährt sie mit dem Auto heim, und 2 Tage später klebt da nur noch ein kleines buntes Pflaster.....???? Für mich wäre es logisch gewesen, sie hätte zumindest Hilfe bei ihren Nachbarn gesucht...

Überrascht war ich dann von dem Sprung ins frühere Jugoslawien - zeitlich,  räumlich, geschichtlich. Ich fand die Geschichte mit den zwei Erzählebenen dann aber auch wesentlich spannender.

Die Geschichte von Jovan und Marie wird intensiv erzählt und ist sehr berührend. Auch wenn ich mir nur schwer vorstellen kann, wie es möglich war, sich aus einem so streng bewachten Gefangenenlager so lange davon zu stehlen, dass es für intensive heimliche Treffen reichte.

Tagsüber während der Arbeiten an den Straßen ja, aber abends... das klingt zwar wunderschön, überzeugt mich aber in der Logik nicht wirklich.

Zum Ende hin hat mich das Buch dann mehr gepackt. Es wird einiges aufgelöst.

Insgesamt geht es m.E. mehr um Marie und die alte Geschichte als um Linnea. Was nicht schlimm ist.

Gerne hätte ich noch mehr über das Schicksal des kleinen und dann erwachsenen Mathis erfahren, da verliert sich die Geschichte ein Stück.

Der Titel des Buches passt nicht so wirklich, denn die weißen Lilien tauchen ja nicht auf Hjartoy auf, sondern woanders, aber okay, das ist bei Titeln oft so.

Insgesamt ein nettes, aber nicht überwältigendes Leseerlebnis, eher ruhig mit spannenden und berührenden "Inseln".