Rezension

Nacht der Wahrheit: Ein Mutter-Sohn Porträt

Nacht der Wahrheit - Véronique Olmi

Nacht der Wahrheit
von Véronique Olmi

Ausdrucksstarke Sätze und eine sehr gute erzählerische Kraft, machen diesen Roman zu etwas Besonderem.

Das 1. Pariser Arrondissement, das Arrondissement du Louvre, gehört zu den ältesten Stadtteilen von Paris. Dort wohnen in einem Luxusappartment, direkt am Palais Royal, der von niemand geringerem als Kardinal Richelieu geschaffen worden ist, Liouba Popov und ihr heranwachsender Sohn Enzo. Allerdings gehört ihnen diese Wohnung nicht, die Besitzer sind ständig auf Reisen und Liouba ist deren Angestellte. Sie putzt unaufhörlich die Wohnung, denn jederzeit könnte es sein, dass die Herrschaften von einen ihrer Reisen nach Hause kommen. Enzo geht an einem noblen Collège zur Schule, wo er wegen seiner eigentümlichen Art und seiner Kleidung ein ungeliebter Außenseiter ist. Er leidet wegen der ständigen Hänseleien und erträgt stoisch die Anfeindungen seiner Kollegen. Zu Hause widmet er sich zwei Dingen: Einer Haselnusscreme und seinen Büchern.

 

Nacht der Wahrheit ist mein erster Roman von Véronique Olmi und der sticht aus der Masse der Neuerscheinungen, aufgrund der ausdrucksstarken Sätze und der dramatischen Erzählung, deutlich hervor. Die ganze Atmosphäre in diesem Buch bekommt durch die Monotonie des Geschehens, Liouba putzt ständig und Enzo quält sich durch den Schulalltag, eine ganz neue Dimension. Die Sprache hat mich sofort fasziniert und in den Bann geschlagen. Die Genauigkeit, mit der Olmi ihre Figuren porträtiert hat etwas sehr Intimes und Reales. Mit fortschreitender Geschichte und nach dem Höhepunkt, oder sollte ich etwa Tiefpunkt sagen, löst sich allerdings das Reale in etwas Surrealem auf. Hier scheiden sich, meiner bescheidenen Meinung nach, die Geister. Der eine kann diese besondere Form der Erzählung, der andere nicht. Olmi gehört zur ersteren Klassifiszierung, sie hat eindeutig mein Interesse geweckt. Gut dass sie mit diesem Roman bereits ihren elften veröffentlicht hat und ich ein wenig Auswahlmöglichkeiten habe.