Rezension

Nach dem Femizid

Warum wir noch hier sind -

Warum wir noch hier sind
von Marlen Pelny

Wie lebt man weiter mit dem Verlust eines Menschen, der grausam aus dem Leben gerissen wurde? Mit 14 war Etty unbestreitbar zu jung, sie hatte noch ein ganzes Leben in Aussicht. "Femizid", ein bisher abstraktes Wort, hält in der Realität der besten Freundin der Ich-Erzählerin schlagartig Einzug.
Wie ein Pendel schwingt die Erzählerin des Buches zwischen der Pflege ihrer älter werdenden Großmutter und der Fürsorge ihrer Freundin Heide hin und her. Beides zerrt an Nerven und Kraftreserven, und doch kann kein Schmerz schlimmer wiegen als jener der Mutter, die darauf wartet, ihr Kind beerdigen zu dürfen. In der Trauer steht für die Freundinnen die Zeit gewissermaßen still, während die Welt sich zwanghaft weiterdreht.

Etty ist die inhaltsfüllende Leerstelle dieser Geschichte, ihre Präsenz liegt in der Abwesenheit. Marlen Pelny hat ein kraftvolles Buch geschrieben, über dessen Inhalt nicht viel gesagt werden darf. Man muss diese Geschichte selbst lesen, denn nur dann erlebt man wie die Gefühle der Beteiligten in diesem Buch auf einen selbst übergehen und einen Kloß im Hals verursachen. Lest dieses Buch!