Rezension

Menschliche Abgründe

Niemand wird dich hören & Seelenkalt (Nur bei uns!) -

Niemand wird dich hören & Seelenkalt (Nur bei uns!)
von Eva Gessner

Bewertet mit 5 Sternen

In diesem Doppelband sind zwei spannende und aufregende Thriller vereint, die tief in menschliche Abgründe führen. Das Cover setzt sich aus dem der beiden Einzelbände zusammen, wobei der blaue Schmetterling und die Rosentapete auf den Inhalt verweisen.

In „Niemand wird dich hören“ steht die erfolgreiche Anwältin Anna im Mittelpunkt. Es scheint ihr gutzugehen, doch dann kommen die Albträume zurück, von denen Anna nur ahnt, dass sie mit dem Tod ihrer Schwester zu tun haben.

Eve Geßner lässt schnell erkennen, dass Anna eine Fassade aufrecht hält. Sie kommt aus guten Verhältnissen, ist mit einem ehrgeizigen Chefarzt verheiratet und bewohnt eine Penthousewohnung in bester Lage, die ihre Eltern ihr zur Hochzeit geschenkt haben. Tief im Inneren weiß Anna jedoch, dass nicht alles so ist, wie es sein sollte, nur was genau, kann sie nicht greifen. Der Autorin gelingt es auf hervorragende Weise, Annas Gefühle, Gedanken, ihre Ängste darzustellen. Mit dem suspendierten Hauptkommissar Fritz Sander hat sie einen einfühlsamen und verständnisvollen Begleiter. Sander kämpft um seinen Ruf und läuft Anna nicht ganz so zufällig über den Weg, wie sie zunächst glaubt. Beide zusammen decken nach und nach haarsträubende Wahrheiten auf. Korruption, Geldwäsche und Kindesmissbrauch sind Themen dieses psychologischen Thrillers.

Im Thriller „Seelenkalt“ führen die Spuren nach einem brutalen Überfall auf einen Steuerberater schnell ins Rotlichtmilieu, wo Kriminalhauptkommissarin Franziska Frey und ihr Team schnell Unterstützung durch eine Prostituierte bekommen. Sie sorgt sich um ihre verschwundene Freundin und verhilft den Ermittlern zu einigen Informationen.

Die Protagonisten sind lebendig beschrieben, das Privatleben wird in einem genau richtigen Maß behandelt. Franziska bekommt eine neue, junge Kollegin zur Seite gestellt, die ihr mitunter zu forsch erscheint. Doch die anfänglichen Schwierigkeiten können sehr bald ausgeräumt werden und die beiden Frauen ergänzen sich perfekt.

Auch die Beschreibungen der Täter als skrupellose Männer, die ihren Opfern unsägliches zumuten, erscheinen realistisch.

Ein weiterer wichtiger Protagonist ist ein Vater, der verzweifelt seine Tochter sucht. Als er sie gefunden hat, verschwindet auch sie. Er tut alles, um sie zu finden und schreckt vor nichts zurück, wobei er planvoll vorgeht.

Die Suche nach dem Täter gestaltet sich schwierig, weil er keine Spuren hinterlässt. Mühsam finden die Ermittler vielversprechende Ansatzpunkte, können den Fall am Schluss nachvollziehbar lösen.

Eva Geßner hat ausgezeichnet recherchiert und informiert umfassend über Prostitution in Deutschland, wie sie anhand von Fakten in einem Nachwort berichtet.

Fazit: Nichts für schwache Nerven, denn in beiden Fällen reicht die Andeutung bestimmter Stellen aus, um sich das Ausmaß vorstellen zu können.