Rezension

Literatur, kein Roman!

Meine Männer -

Meine Männer
von Victoria Kielland

Bewertet mit 3 Sternen

In “Meine Männer“ von Victoria Kielland begleiten wir die Magd Brynhild durch ihr Gefühlschaos nach traumatischen Erfahrungen.

Hier erwartet uns kein autobiographischer Roman, sondern der Leser erhält einen tiefen Einblick in die Emotionen und in die Psyche einer jungen Frau die sich durch ihre Leben kämpft. Es hat keine direkten Thriller oder kriminal Elemente, wovon ich zunächst ausgegangen bin. Der Klappentext war sehr ansprechend und bei "Mörderin" denkt man eben direkt an Thriller oder Kriminal Geschichte.

Der außergewöhnliche Schreibtstil der Autorin ist dabei Fluch und Segen zu gleich. Er ist ausschweifend und sehr bildlich, der Satzbau und die Wortwahl sind fast schon poetisch. Viele eindeutige Taten werden nicht benannt, wenn überhaupt nur angedeutet, sind aber fest zu greifen und werden dem Leser erst nach und nach bewusst. Die Allwissende-Erzählform gibt uns einen tiefen Einblick in Brynhilds Seelenverfassung, aber gleichzeitig schauen wir nur darauf ohne wirklich einen Bezug zu ihr zu bekommen.

Bereits auf den ersten Seiten lässt sich erkennen, dass Brynhild zwiegespalten und völlig überrannt von ihren Gefühlen ist. Zu Beginn ist sie 17 Jahre alt und sie verliebt sich in den Hoferben. Doch weiß sie von dem Unheil, welches auf sie zukommen wird, unverheiratet und auf die Gnade von Gott wartend lässt sie alles über sich ergehen. Die Beschreibungen über den Liebesakt der beiden, lassen sehr genau erkennen, dass sie von dem Hoferben nicht sehr gut behandelt wird und dass es eher einer emotionalen und physischen Vergewaltigung nahe kommt was er mit ihr anstellt. Sie ist sehr hilflos und ihm praktisch ausgeliefert. Er macht ihr Avancen, aber gleichzeitig erlebt sie einen brutalen Liebesakt. Die bevorstehende Schwangerschaft verängstigt und erschüttert sie. Ihre Befürchtungen bewahrheiten sich, als sie dem Hoferben eröffnete, dass sie schwanger sei und dieser brutal auf sie eintritt sodass sie das Kind verliert. Diese sehr traumatischen Erlebnisse sind der Anfang einer nicht endenden Litanei für Brynhild und prägen sie maßgeblich für ihr weiteres Leben. Unfähig weiter in ihrer Gemeinde in Norwegen zu leben, flieht sie traumatisiert in die USA zu ihrer Schwester und versucht dort unter einen anderen Namen ein neues Leben anzufangen. Die schlimmen Ereignisse zu vergessen und neu anzufangen, das ist ihr Ziel. Doch dies gelingt ihr nicht in allen Bereichen in ihrem Leben.

Nachdem ich mich damit abgefunden habe, nicht die Geschichte einer Mörderin zu lesen, die ich erwartet hatte, hat mich die Autorin doch gut unterhalten. Meine Erwartungen wurden zwar nicht erfüllt, aber ich hatte eben auch falsche Vorstellungen über die weitere Entwicklung der Geschichte. Das Buch ist auf der Vorablesen Seite mit dem Genre Literatur angegeben und das ist es eben auch.

Die nicht mal 200 Seiten waren wirklich sehr kurz, wobei ein großer Teil auf Brynhild traumatischen Erfahrungen in Norwegen liegt. Das natürlich für ihr Handeln im weiteren Verlauf entscheiden ist. Dennoch war ich etwas überrascht über das doch sehr, für mich ungewohnt, dünne Buch.