Rezension

Leider nur bedingt lustig

Der Tag, an dem der Goldfisch aus dem 27. Stock fiel - Bradley Somer

Der Tag, an dem der Goldfisch aus dem 27. Stock fiel
von Bradley Somer

Der besagte Goldfisch ist nur einer von sehr vielen Handlungssträngen, die hier erzählt werden. Der Sturz aus dem 27. Stockwerk eines Hochhauses steckt in gewisser Weise den Rahmen, doch natürlich ist er zu kurz, um wirklich eine Rahmenhandlung bilden zu können. Das finde ich sehr schade, denn die Grundidee des Buches ist ja, dass ein beliebiger Tag in diesem riesigen Haus beschrieben wird und die Vielfalt der hier lebenden Menschen beleuchtet wird. Der Goldfisch fällt und sieht für Sekundenbruchteile in ihre Wohnungen und in ihre Leben. Dieses Konzept wird dabei aber nicht konsequent durchgezogen. Es wird mit dem Fall des Fisches begonnen und danach von seinem Alltag im Fischglas berichtet, vom Vormittag seines Besitzers, von der Kennenlerngeschichte des Besitzers und der Frau, die ihm den Goldfisch schenkt und so weiter. Der eigentlich recht klare Faden funktioniert hier einfach nicht.

Leider fiel mir außerdem die Konstruiertheit der Geschichte wiederholt auf. Das genutzte Konzept ist spätestens seit “Tatsächlich Liebe” bekannt und tausendfach in Buch und Film angewendet worden: Verschiedene Menschen begegnen sich, ihre Geschichten werden erzählt, durch Zufälle begegnen sich sie sich in verschiedenen Konstellationen und beeinflussen sich gegenseitig. Ein recht großes und doch überschaubares Ensemble steht über Ecken und Kanten miteinander in Verbindung und die Hauptaussage ist eigentlich immer: Wir alle leben, lieben, leiden, sind jedoch alle miteinander verbunden. Ach schön! Für ein wenig Herzschmerz sind wir ja alle irgendwie empfänglich.
Doch es ist alles eine Frage, wie man dieses Konzept nun neu arrangiert und mit Leben füllt. Für mich hat der Autor hier gepatzt. Es ist zu offenkundig, dass hier alles reingequetscht werden musste: Eine Geburt steht einem Tod gegenüber, eine Trennung einer zarten Verliebtheit/Kennenlerngeschichte, Einsamkeit trifft auf Promiskuität, yeah. Alles da. Dazwischen ein pseudointerlektueller Erzähler, der über einen Goldfisch philosophiert.
Es gibt da eine Szene bei Douglas Adams “Per Anhalter durch die Galaxis” über eine fallenden Pottwal, die ich euch nicht vorenthalten möchte.

Meiner Meinung nach vermischt Somer nun diese grandiose Szene mit einem “Tatsächlich Liebe”/”Valentinstag”/RomCom-Evergreen, was total in Ordnung ist, denn im Endeffekt ist alles ein Mashup. Doch dann sollte man es bitte, bitte ein wenig eleganter, ein wenig lustiger lösen. Die Figuren wirken einfach hölzern, es werden zu häufig die selben Szenen aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt, ohne dass es dem Leser einen Mehrwert bringen würde. Das Buch ist unterhaltsam und durchaus eine nette Urlaubslektüre, doch für einen Vielleser bietet er wenig Neues.
Dann doch lieber wieder mal einen Roman von Douglas Adams lesen, die sind einfach abgefahren und großartig und sowieso.
Trotz all meiner Kritik muss ich sagen, das mir das Cover unheimlich gut gefällt. Die Farben sind toll, es ist modern und eindeutig ein Hingucker. Ich wünschte, dass mir der Buchfisch genauso gefallen hätte wie der Coverfisch.

Fazit

Vielleicht sucht ihr ja noch nach einer netten, schnellen Lektüre für die nächste Zugfahrt, den Urlaub oder als Mitbringsel für die Tante. Das Buch ist nicht schlecht, der Autor nutzt nur leider das Potenzial seiner Idee nicht aus, weshalb alles ein wenig konstruiert wirkt.