Rezension

Leider nicht überzeugend!

The Second Princess. Vulkanherz -

The Second Princess. Vulkanherz
von Christina Hiemer

Bewertet mit 2.5 Sternen

Wie sehr hatte ich mich auf dieses Buch gefreut! Nach einer Leseprobe war ich regelrecht hingerissen vom Schreibstil und der kreativen Story-Idee. Nach den ersten Kapiteln war ich mir ziemlich sicher, dass "The Second Princess" (Carlsen Verlag, März 2021) zu meinen Jahreshighlights zählen würde. Nach der Lektüre muss ich leider sagen: So kann man sich täuschen.

Das dunkle, mystisch anmutende Cover passt gut zur Geschichte und unterstreicht das geheimnisumwobene Flair, das der vielversprechende Klappentext hervorruft. Auch das hübsche Innencover ist ein Hingucker.

Die Idee für diese von Fantasy-Elementen durchzogene Story ist wirklich mal etwas ganz Außergewöhnliches, daher war mein Interesse sofort geweckt: eine royale, ausschließlich von Frauen angeführte Familie auf einer exotischen Vulkaninsel in der Karibik; der mysteriöse Tod einer jungen Prinzessin; eine geänderte Thronfolge mit weitreichenden Folgen; ein geheimnisvolles Eingeborenen-Volk inmitten eines tropischen Dschungels und eine gefährliche Dämonenwelt. Ich meine, wow! - Wer wird da nicht neugierig?!

Zu Beginn war mir die weibliche Hauptfigur, Saphina, die nach dem Tod ihrer älteren Schwester nun die Rolle der zweiten Prinzessin einnimmt, durchaus sympathisch. Ich konnte ihre ablehnende Haltung gegenüber des unterkühlten und unmenschlich strengen Palast-Protokolls nachvollziehen, spürte ihre Trauer um die herzensgute Maylin, die ihre einzige Stütze und Bezugsperson in der Königsfamilie gewesen war, und verstand ihre Empörung über die Tatsache, dass scheinbar alle Menschen in ihrem Leben große Geheimnisse vor ihr gehabt haben. Nun wird von Saphina erwartet, dass sie sich binnen kürzester Zeit für den Kampf gegen Dämonen vorbereitet, von deren Existenz sie bisher keine Ahnung hatte. Je näher ich Saphina kennenlernte, umso weniger konnte ich mich mit ihr identifizieren. Bald war ich angesichts ihrer störrisch-naiven, irrationalen und pubertären Verhaltensweise genervt, und irgendwann empfand ich sie schlichtweg als anstrengend und unsympathisch, was ein großes Problem für mich darstellte, da ich die Figuren mögen muss, um auch die Story zu mögen. Selbst die fantasievollste Handlung spricht mich nicht an, wenn ich nicht von Herzen mit den Protagonisten mitfiebern kann. Der Reife-Prozess von Saphina ist ein elementares Element, konnte mich allerdings nicht überzeugen. Im alles entscheidenden Moment, als es gilt, die Sicherheit ihres Volkes zu gewährleisten, denkt Saphina nur an sich selbst und an ihre eigenen Bedürfnisse, lässt sich von ihren Emotionen leiten und beweist, dass ihr sowohl Weitblick, Besonnenheit als auch Verantwortungsgefühl fehlen. Am liebsten wäre ich ins Buch geklettert und hätte sie vor Wut geschüttelt.

Auch zu Dante (- Sohn eines Barons, Ex-Freund der verstorbenen Maylin und nun Saphinas 'Lehrmeister' -) konnte ich keine Verbindung aufbauen, was gar nicht mal an seinen permanenten Stimmungsschwankungen lag (die ihn, in meinen Augen, übrigens nicht anziehend machten, sondern einfach nur nervten); vielmehr erschien mir seine Figur als sehr oberflächlich ausgearbeitet. Das Gleiche gilt für Saphina und für die völlig irrelevante Liebesbeziehung, die blass und unauthentisch rüberkommt. Kurzum: Bei den Protagonisten fehlte mir die Tiefe und ich wurde einfach nicht warm mit ihnen.

Im Hinblick auf das Setting hätte ich mir mehr Details erwartet, es konnte mich nicht fesseln - zu wenig Insel-Feeling, null Karibik-Flair. Zwar spielt sich die Handlung in der Gegenwart ab, aber die Erwähnung von hippen Chucks oder Ed-Sheeran-Songs passten für mich ebenfalls überhaupt nicht zur Story, die insgesamt nicht ganz ausgereift wirkt, Logikfehler enthält, etwas zäh vor sich hindümpelt und erst kurz vor knapp an Fahrt aufnimmt.

Der Schreibstil ist locker und somit dem Jugendbuch-Genre entsprechend. Positiv hervorheben möchte ich auch, dass es gegen Ende zwei, drei interessante Plottwists gab, die ich nicht hatte kommen sehen.

Fazit: Das Buch hat mega stark angefangen und dann leider auch stark nachgelassen. Sehr schade! Selten habe ich mit meinem Ersteindruck so danebengelegen. Enttäuscht war ich aufgrund der nicht liebenswerten, blassen Figuren, der fehlenden emotionalen Tiefe und der über große Strecken langweiligen Handlung in einem nicht überzeugenden Setting. Meine 2 ½ Sterne vergebe ich für den Schreibstil, die Grundidee und das Cover.