Rezension

Leider nicht ganz mein Fall

Die Namenlosen von Amrum
von Jürgen Rath

Bewertet mit 3 Sternen

Der Friedhofsforscher Steffen untersucht den „Friedhof der Namenlosen“ auf Amrum, und scheint dabei einige Leute zu stören…

 

„Die Namenlosen von Amrum“ ist schon der zweite Krimi um den Historiker und Archivar Steffen Stephan. Die Kenntnis des Vorgängers ist jedoch für das Verständnis des Romans nicht notwendig, es gibt auch kaum Anspielungen auf den Vorgänger. Hätte ich nicht im Nachwort davon gelesen, wäre mir nicht aufgefallen, dass es sich hier um den zweiten Band in einer Reihe handelt.

 

„Die Namenlosen von Amrum“ spielt 1964 und spielt auch immer wieder auf diese Zeit an, indem der Protagonist Steffen sich doch nicht einfach von einer ungefähr gleichaltrigen Duzen lassen will, oder beim Hotelzimmerbezug Probleme entstehen, wenn ein nicht verheiratetes Paar das Zimmer teilen möchte. Schwierigkeiten und Gedankengänge, die man sich in der heutigen Zeit kaum mehr vorstellen kann. Die Geschichte wird aus der Sicht des Historikers Steffen erzählt, und der Leser erhält neben der Handlung auch noch einen vertieften Einblick in dessen Gedanken- und Gefühlswelt.

 

Nach einer grosszügigen Einführung wird die Geschichte in zwei Handlungsstränge gesplittet, im Hauptstrang folgt der Leser weiterhin dem Protagonisten Steffen, im zweiten wird die Fahrt (und der spätere Untergang) eines Schiffes im Jahre 1954 geschildert). Der zweite Handlungsstrang lockert die Geschichte etwas auf, wäre aber zum Verständnis nicht zwingend notwendig gewesen.

 

Der Autor Jürgen Rath schildert die Insel Amrum sehr plastisch und hat dem Buch auch noch eine Karte der Insel beigefügt, sodass sich auch absolute Nichtkenner wie ich gut in die Atmosphäre einfinden können (der „Friedhof der Namenlosen“ auf Amrum existiert übrigens tatsächlich). Während der Lektüre hatte ich mehrmals den Eindruck, salzige Seeluft zu riechen, so überzeugend konnte der Autor die Inselwelt beschreiben. Auch das am Ende des Buches angeführte Glossar, welches einige öfters gebrauchte Worte übersetzt, fand ich als weit weg von der Nordsee lebende Leserin ohne See-Erfahrung überaus praktisch.

 

Leider konnte mich die Krimigeschichte nicht ebenso überzeugen. Vor allem die Auflösung fand ich etwas unbefriedigend, da für mich noch viele Fragen offen blieben. Auch mit dem Protagonisten Steffen wurde ich nicht wirklich warm, er war mir oft zu verklemmt und auch zu egozentrisch. Daher kann ich das Buch nicht ohne Vorbehalte empfehlen. Interessierten empfehle ich die Leseprobe des Sutton Verlags.