Rezension

Konstruiertes Ende mit zu viel Kitsch

Nacht im Central Park
von Guillaume Musso

Bewertet mit 2 Sternen

New York, acht Uhr morgens. Alice, eine Polizistin aus Paris, und Gabriel, ein amerikanischer Jazzpianist, wachen auf einer Bank im Central Park auf – mit Handschellen aneinander gefesselt. Und sie sind sich nie zuvor begegnet. Wie in aller Welt sind die beiden hierhergekommen? Und vor allem: warum?

Meine Meinung

Musso als Autor finde ich wirklich gut, weil er immer coole Themen angeht und nie Angst davor hat, mal etwas anders als andere zu machen. Leider führt das meiner Meinung nach aber nicht immer zum Erfolg. Ich finde es dennoch mutig und werde daher weiterhin seine Bücher lesen, auch wenn mir dieses nicht so gefallen hat. 

Wir erleben hier Alice und Gabriel, die aneinandergekettet im Central Park aufwachen und keine Erinnerung haben, wie sie dorthin gekommen sind. Die Schnitzeljagd beginnt. 
Die Idee finde ich großartig und die zahlreichen Wendungen in der Geschichte haben mich absolut überrascht und gefesselt. Mit so vielen Dingen habe ich einfach nicht gerechnet und daher fand ich diese Überraschungen auch wirklich gelungen. Auch die Auflösung ist meiner Meinung nach eine coole Idee und sehr überraschend, allerdings schwingt gerade beim Ende auch Enttäuschung mit. Das liegt insbesondere daran, dass das Ende und vieles andere in der Story, einfach ZU konstruiert daher kommt. Dadurch wird es total unglaubwürdig und unrealistisch. Ich finde, dass ein Roman diesbezüglich schon viele Freiheiten hat, aber hier ist es dann doch einen Ticken zu viel. Die Auflösung beinhaltet so viele Tricks, Kniffe und Geheimnisse, die nebenbei abgelaufen sein müssen. Das kann im wahren Leben so einfach nicht funktionieren (diejenigen, die das Buch gelesen haben, wissen was ich meine und ich möchte hier nicht zu viel verraten). Dazu wird man am Ende noch mit einem Haufen Kitsch beworfen, was bei mir dazu führte, dass ich das letzte Kapitel mit einem Augenrollen zu Ende gelesen habe. Ich war sehr lange überzeugt, dass ich mittlere 3 Sterne vergeben werde. Das Ende hat aber alles noch ein Stückchen nach unten gezogen und daher lande ich bei 2 Sternen. 

Ich muss ebenfalls noch kritisieren, dass die Charaktere dem Autor diesmal nicht gelungen sind. Alice ist absolut keine Sympathieträgerin, sie schreit, sie zickt, sie ist aggressiv, unberechenbar und anstrengend. Sie handelt nicht rational und man ärgert sich als Leser nur über sie. Das macht das Ganze ziemlich schwierig, weil sie eine emotionale und traurige Geschichte zu erzählen hat auf der das Buch eben basiert. Bei mir kommt die Emotion aber nicht an, weil ich Alice einfach nur ätzend finde. Man kann daher irgendwie kein Mitgefühl empfinden. Das ist wirklich schade!

Fazit
Dieser Musso ist meiner Meinung nach etwas übers Ziel hinausgeschossen. Die Protagonistin Alice ist anstrengend und ihre traurige Geschichte kann daher nur wenig Mitgefühl erzeugen. Auch wenn die Wendungen sehr gelungen sind und den Leser fesseln, macht das Ende ziemlich viel kaputt, da es sehr konstruiert, kitschig und dabei absolut unglaubwürdig ist. Ich lande daher leider bei 2 Sternen, aber werde Musso nicht den Rücken kehren.