Rezension

Konnte mich leider nicht berühren

Ich kenne dich aus meinen Träumen - Clélie Avit

Ich kenne dich aus meinen Träumen
von Clélie Avit

Bewertet mit 2 Sternen

Mit "Ich kenne dich aus meinen Träumen" hat sich Clélie Avit an ein ziemlich sensibles Thema ran gewagt.
Elsa liegt im Koma. Die Ärzte, wie auch ihre Familie und sogar ihre Freunde haben sie längst aufgegeben. Zwar wird sie immer noch hin und wieder von ihnen besucht, aber so richtig kümmern sie sich nicht mehr um sie, da sie denken, ihre Freundin/Schwester hat sich längst von ihnen verabschiedet.
Als Leser begleiten wir Elsa während ihres "Zustandes" und bekommen sehr schnell mit, dass es eben nicht so ist, wie alle denken, denn sie hört alles, was in ihrem Zimmer geschieht. Sie möchte sogar aufwachen, kann es aber einfach nicht. Die Zerrissenheit und Hilflosigkeit die dadurch natürlich in den Vordergrund gerückt wird, hat mich allerdings leider nicht wirklich erreichen können. Zwar spricht Elsa auch von ihrer Vergangenheit, dennoch war sie mir als Person einfach nicht nahe genug, als dass ich ihre Emotionen hätte spüren können. Sie war mir zu fern, zu blass und im Grunde genommen die Hülle, als die sie ihre Eltern und ihre Ärzte gesehen haben.

»Was machst du, wenn du im Koma liegst? Denkst du nach? Hörst du die anderen? Die Ärzte hatten mir gesagt, ich solle mit ihm sprechen, ich habe kein Wort gesagt. Bei Elsa jedoch habe ich nur zwei Minuten gebraucht.«
Zitat aus: "Ich kenne dich aus meinen Träumen"

Mit Thibault verhielt es sich ähnlich. Dass er zufällig in dem Zimmer der Protagonistin landet konnte ich noch nachvollziehen, wie sich das Ganze entwickelte jedoch eher weniger. Er kennt die Person in dem Bett überhaupt nicht, sondern stellt sie sich lediglich vor. Für die wenigen Fakten bedient er sich am Klemmbrett, welches an ihrem Bett befestigt ist. Die richtigen Charakterzüge, ihr Wesen, das alles kann er überhaupt nicht sehen, oder spüren. Mir war das leider ein bisschen zuviel des Ganzen, zu utopisch.
Gefallen hat mir an Thibault, dass er sehr authentisch ist. Er steht zu seinem Wort und zu seinen Taten, was ihn mir sympathischer gemacht hat, als es Elsa je für mich war.
Die Schreibweise der Autorin ist angenehm. Die 256 Seiten sind schnell gelesen und hallen auch noch eine Weile nach. Es stimmte mich nachdenklich, als ich die letzte Seite hinter mich gebracht hatte. Inwieweit stimmt es, dass Koma-Patienten wirklich alles mitbekommen? Sind sie wirklich noch da, oder haben sie sich schon verabschiedet, während die Angehörigen noch hoffen? Das Thema an sich bietet schon sehr viel mehr Potenzial, als die Autorin letztendlich ausschöpfen könnte. Für mich ist die Idee hinter dieser Geschichte wirklich gut, die Umsetzung konnte mich hingegen fast überhaupt nicht überzeugen oder gar berühren.

Fazit:
Was sich vielversprechend anhörte, war für mich leider nichts. Die Emotionen wollten mich einfach nicht packen und auch die Protagonisten waren die ganze Zeit über eher Fremde, als Freunde für mich. Das Thema an sich hat mir sehr gut gefallen. Bei der Umsetzung wurde das Potenzial jedoch nicht ausgeschöpft, denn man hätte mehr aus dieser Geschichte machen können.

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