Rezension

Kings of Dope

Kings of London - William Shaw

Kings of London
von William Shaw

London Winter 1968. Swinging London etabliert sich immer mehr. Die Generation 26+ kann sich mit den Ansichten der Jugend (freie Liebe, Happenings, Drogen & Gurus) nur schwer anfreunden.
Die Polizisten „Paddy“ Breen und Helen Tozer werden zu einer Gasexplosion mit Todesfolge gerufen. Die Leiche wurde ausgeblutet, gehäutet und verbrannt. Problem dabei, der Tote war der Sohn eines hohen Politikers und hatte sich vollständig dem neuen Lebensstil Londons zugewandt. Der Vater verlangt, dass der Fall ohne Aufsehen bearbeitet wird, was die Ermittlungen sehr erschwert.
Breen und Tozer tauchen in die neue Welt Londons ab. Sie ermitteln in Kommunen, bei happenings in der Royal Albert Hall (wo sich junge Mädchen ohne Grund nackt ausziehen) und in der neu etablierten Kunstszene. Letztlich finden sie heraus, dass der Tote süchtig gewesen war und an einer Überdosis verstarb. Somit wird der Fall den beiden entzogen – es handelt sich nur noch um einen Unfall. Aber Breen ermittelt selbstständig, weil suspendiert, weiter.

Die Spannung im Roman entsteht durch die vielschichtigen Beziehungen der handelnden Personen untereinander und den unbedingten Wunsch von Paddy Breen den Fall aufzuklären. Tatsächlich passiert über weite Strecken hinweg nur öde Polizeiarbeit (Befragungen; Telefonate, Recherchen), aber man ist gepackt von der Hingabe der Polizisten das Rätsel lösen zu wollen.
Die Beziehung zwischen Paddy & Helen wird ebenfalls auf die Probe gestellt, da Helen mit Jahresende aus dem Polizeidienst ausscheiden muss, um sich um ihren Vater und dessen Farm zu kümmern. Gerade die moderne junge Frau, die vom Land in die Stadt kommt um sich zu emanzipieren wird wieder zurück in das alte Hausfrauenschema gepresst. Paddy, der eben seinen Vater verloren hat, steht einsam in seiner Wohnung, unfähig Beziehungen zu Frauen einzugehen. Noch sind die alten Hierarchien stärker als die progressive Bewegung, die in London Einzug hält.

Das Umschlagbild des Romans ist gut gewählt. Es zeigt eine junge Frau auf einem Motorrad provokativ die Zigarette im Mundwinkel. Neue Zeit für junge Menschen.

Ein toller Krimi, der allen gefallen wird, die Stimmung und Erzählfluß alter „whodunit“ Romane einem Actionreißer vorziehen.