Rezension

Kind aller Länder

Kind aller Länder - Irmgard Keun

Kind aller Länder
von Irmgard Keun

Bewertet mit 5 Sternen

Die junge Kully führt ein unstetes Leben in den 1930er Jahren. Ihr Vater, ein eher erfolgloser Schriftsteller, ist Verschwendungssüchtig und die Familie lebt ständig auf Pump. Da er selber oft mit Abwesenheit glänzt, müssen Mutter und Tochter sich mit Ausreden und Versprechungen über Wasser halten. So leben sie immer, mehr schlecht als Recht von Honoraren für Zeitungsartikel und Vorschüssen für noch nicht fertig gestellte Romane die bei ausländischen Verlagen erscheinen sollen und von dem was sich der Vater im Verwandten und Freundeskreis zusammen schnorren kann, oftmals lässt er seine Frau und seine Tochter als Pfand im Hotel zurück während er sich auf Geldbeschaffungstour begibt.So großzügig wie er sich Geld leiht, so großzügig gibt er es auch wieder aus ohne sich Gedanken um die Zukunft zu machen.Nun ist die Geschichte der Reise durch viele Länder aus Sicht und mit Sprache der Kully einfach und schnell zu lesen, sie schreibt, kurzweilig und amüsant, allerdings ist dabei immer die starke Verunsicherung durch Geldmangel und des Vaters Leichtsinn zu erkennen. Die Einblicke in das unsichere Leben deutscher Flüchtlinge im Europa der dreißiger Jahre sind eindrucksvoll, ja bewegend. Mir jedoch geht das Gleiten durch diese gewollt kindliche Darstellung ein wenig zu reibungslos und an manchen Stellen merkt man doch Irmgard Keuns bemühtes Streben nach kindgemäßen Äußerungen. Irmgard Keuns Roman „Kind aller Länder“ erschien erstmals bereits 1938 in Amsterdam, als ihre Bücher in Deutschland bereits verboten waren. Doch an Aktualität hat er keineswegs einbüßt.