Rezension

Kein Dühnfort-Krimi, aber absolut lesenswert!

Mörderkind - Inge Löhnig

Mörderkind
von Inge Löhnig

Fiona Jacobys glückliche, wenn auch durch ihre Künstlereltern unkonventionelle Kindheit endet mit sieben Jahren jäh, als ihr Vater Ben in einem Indizienprozess des Mordes an seiner Geliebten schuldig gesprochen und zu einer langjährigen Gefängnisstrafe verurteilt wird. Von da an ist sie, wohin sie auch geht, überall nur noch das "Mörderkind". Als Ben nach 18 Jahren aus dem Gefängnis entlassen wird, weigert sie sich, mit ihm zu kommunizieren. Doch eine letzte Nachricht erreicht sie: als er bei einem Feuer ums Leben kommt, bittet er den Rettungssanitäter, der sich um ihn kümmert, Fiona auszurichten, dass er sie immer geliebt hat und … dass er kein Mörder ist.

Anfangs ist Fiona einfach nur wütend, da ihr Vater es in ihren Augen wagt, sie über seinen Tod hinaus zu belügen. Doch dann kommen die Zweifel. Vielleicht ist er ja doch kein Mörder? Schließlich hat er den Mord nie gestanden, obwohl er damit sogar seine Gefängnisstrafe hätte verkürzen können. Und der Rettungssanitäter Matthias ist sowieso der Meinung, dass Sterbende meistens die Wahrheit sagen. Also versucht Fiona herauszufinden, was damals wirklich passiert ist und merkt schnell, dass es Menschen gibt, die nicht wollen, dass die Wahrheit ans Licht kommt…

Das Buch wechselt dann immer zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit, in der Bens ermordete Geliebte Julia aus ihrer Sicht erzählt. Obwohl der Kriminalfall interessant und spannend ist, ist es kein Krimi im eigentlichen Sinne. Im Mittelpunkt steht Fiona und ihr durch den Mord völlig verkorkstes Leben. Ihre Kindheit und Jugend waren ein Albtraum, sie ist unfähig längerfristige Beziehungen aufzubauen, stößt viele Leute vor den Kopf und weiß nicht, was sie aus ihrem Leben machen soll. Sie hat keinen festen Job und versucht, sich das aus dem Kopf zu schlagen, was sie eigentlich machen will: etwas Künstlerisches.

Inge Löhnig ist auch in diesem Buch ihrem einfühlsamen und eindrucksvollen Erzählstil aus den Kommissar-Dühnfort-Krimis treu geblieben, was den Leser umso mehr mit Fiona und ihrem Schicksal mitfühlen lässt. Auch die ungeahnten Wendungen, die der Fall nimmt, haben mir gut gefallen und keine Langeweile beim Lesen aufkommen lassen. Mal kein Dühnfort-Krimi, aber absolut lesenwert!