Rezension

Jugendthriller, der noch ausbaufähig ist

Lost Places - Johannes Groschupf

Lost Places
von Johannes Groschupf

Bewertet mit 3 Sternen

Fünf Jugendliche in Berlin haben Sommerferien und wollen feiern, doch sie geraten nach einem Clubbesuch gewaltsam mit dem Türsteher Eddie aneinander. Nun müssen sie den Club meiden und suchen nach anderen Möglichkeiten für abendliche Aktivitäten. Sie finden eine verfallene alte Fabrikhalle, die sie ängstlich untersuchen. So kommen sie auf den abenteuerlichen Geschmack, verlassene Plätze, also LOST PLACES, zu besuchen. Nebenbei beobachten sie Eddie dabei, wie er Drogen in einer alten Fabrik versteckt. Als Lennart dann in den Besitz der Drogen kommt und klar wird, dass Eddie der gefährlichen Motorradgang Bandidos angehört, fängt die Sache an brenzlig zu werden. Lennart, der Ich-Erzähler im Roman, bekommt aus Angst vor der ihm drohenden Gefahr schlechte Träume. Die düsteren Szenen in vermoderten Kellern und ruinösen Hallen mit Staub und Müll verstärken diese Alpträume auch noch.

Selten hat ein Cover so gut den Stil eines Buches getroffen wie dieses von Lost Places.
Die düstere Stimmung der Geschichte zeigt sich auch hier ganz deutlich.

Gemeinsam verbringen die Jugendlichen ihre freie Zeit und so wollen sie sich gegenseitig etwas beweisen und wagen das Abenteuer Urban Explorer zu sein. Ihre Angst in den dunklen verlassenen Gebäuden, deren Zutritt polizeilich verboten ist und der Nervenkitzel, die Bandidos mit dem Besitz der Drogen gegen sich aufgebracht zu haben, wird eindeutig zum Ausdruck gebracht.
Den einzigen positiven Lichtblick bringt die aufkeimende Liebesgeschichte zwischen Lennart und Moe. Das hilft aber nicht wirklich über seine schlechten Träume und Phantasiegeschichten hinweg. Er sieht nämlich geisterhafte Dinge, die in der Fabrik und der Klinik sicher vor Jahrzehnten stattgefunden haben. 

Die Beschreibung der Hauptpersonen wirkt sehr echt. Kapuzenpulli, Neonsweatshirt, Minirock und Jeans sind nun mal Standard im Jugendlook. Auch die altersgemäße Umgangsprache von Jugendlichen wirkt authentisch. Die Sprache hat mich hier aber auch nicht sonderlich gestört, obwohl das Wort "Digga" zu häufig benutzt wurde.
Die Rahmenhandlung erscheint mir ein wenig dürftig. Aber es ist ja auch ein Jugendroman. Ich hatte das Buch sehr schnell durchgelesen.
Toll fand ich die Erkenntnis Lennarts, in zwei Tagen die elterliche Wohnung und seinen Unrat aufgeräumt und geputzt und seine Wäsche gemacht zu haben mit den Worten:  "Erstaunlich, was man in zwei Tagen schaffen kann, wenn man nicht kifft, nicht trinkt, nicht rausgeht. "
Die Ermittlung im Mordfall  (groß auf dem Klappentext angekündigt)  fehlte mir total. Auch der hustende Unbekannte war viel zu flach angelegt und wurde zum Schluß nicht einmal im Ansatz erklärt, wer er ist und warum er in der Fabrik war.

 

Ein Roman für Jugendliche! Aber auch für Erwachsene, die sich einmal in ihre Kinder hineindenken mögen oder aber sich für die Darstellung der erwachsenen Personen interessieren und sich eventuell wiedererkennen.
Ein locker geschriebenes Buch mit gut verständlicher Sprache.