Rezension

Humorvoller Krimi

Chicken oder Pasta? - Dieter Burkard

Chicken oder Pasta?
von Dieter Burkard

Bewertet mit 4 Sternen

„...„Chicken oder Pasta?“ , fragt die Flugbegleiterin den blonden Mann in der 30. Reihe des fast voll besetzten Flugzeugs...“

 

Mit obigen Zitat beginnt ein ungewöhnlicher Krimi.

Der blonde Mann ist der 28jährige David. Er sieht gut aus und fällt durch seine sportliche Erscheinung auf. Er nimmt übrigens nichts von beiden, sehr zur Freude seines Platznachbarn. Während der zwei Portionen verzehrt, spaziert David durch die Kabine. Dabei fällt ihn ein Passagier auf, der schon auf dem Flug nach Miami mit im Flugzeug saß. Damals aber war er in Begleitung einer jungen Dame. David interessiert, wo Gina, die Begleiterin, geblieben ist.

Das Buch lässt sich zügig lesen. Dafür sorgt der lockere Schriftstil und viele humorvolle Einlagen.

Der Fluggast, den David wiedererkannte, ist ein Professor, der sich mit Schönheitsoperationen befasst. Allerdings zeigte sich schon im Flugzeug, das er kein Gefühl für das hat, was in der Öffentlichkeit möglich ist. Sein Auftreten ist an Peinlichkeit nicht zu überbieten. Geschäft geht vor Sensibilität, scheint sein Motto zu sein.

Das Besondere der Geschichte liegt auch darin, dass ich am Anfang nur wenig über die Protagonisten weiß. Ihr Charakter und ihre Lebensverhältnisse erschließen sich erst nach und nach.

Im Gegensatz zu den Personen werden die Handlungsorte sehr detailliert beschrieben, sei es Davids Zuhause oder die Praxisräume. Damit ist sofort Kopfkino garantiert. An einigen Stellen arbeitet der Autor gekonnt mit Überzeichnungen. Das führt häufig zu sehr humorvollen Szenen, manchmal auch zu kritischer Betrachtung der Wirklichkeit. Letzteres gilt vor allem für die bizarren Methoden der Schönheitschirurgie, die der Professor anpreist, oder für diverse Geschäftspraktiken. Der Titel des Buches findet sich im unterschiedlichen Abwandlungen an mehreren Stellen des Buches wieder. Die Gestaltung der Dialoge ist sehr unterschiedlich. Bei dem privaten Gespräch von David mit Susanne hatte ich den Eindruck, ein altes Paar vor mir zu haben, bei dem schon alles gesagt ist. Der Dialog im Cafè allerdings hatte für die anderen Besucher einen hohen Unterhaltungswert. Ab und an hatte ich das Gefühl, dass David etwas naiv agiert. Anderseits beweist er ein ausgezeichnetes logisches Denkvermögen und die Fähigkeit, selbst Kleinigkeiten zu registrieren. An seiner Menschenkenntnis muss er noch etwas arbeiten.

Die Spannung im Buch ist zu Beginn verhalten, nimmt aber kontinuierlich zu. Das liegt an den überraschenden Wendungen, die die Geschichte nimmt.

Das Cover ist ungewöhnlich und sicher Geschmackssache.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. In einer humorvollen Krimihandlung wurden gleichzeitig zwei Familiengeschichten integriert.