Rezension

Hoch interessant

Mit kalter Präzision -

Mit kalter Präzision
von Michael Tsokos

Bewertet mit 5 Sternen

Als die Ehefrau des bekannten Schönheitschirurgen Roderich Kracht tot in ihrem Badezimmer aufgefunden wird, herrscht bei der Berliner Kriminalpolizei höchste Verschwiegenheitsstufe. Bei dieser bekannten und anerkannten Größe Berlins darf bei den Ermittlungen einfach kein Fehler passieren. Paul Herzfelds neue Stellvertreterin der Rechtsmedizin, Dr. Sabine Yao, beginnt am Tatort mit der Untersuchung, doch schon kurz darauf müssen sie und ein Kollege feststellen, dass etwas mit der Tatzeit nicht stimmen kann, denn die Totenstarre der Frau stimmt keineswegs überein mit dem vorher berechneten Todeszeitpunkt. Dr. Yao wird stutzig und beginnt zu recherchieren.
Ich bin ein großer Fan der True Crime Thriller aus der Feder von Prof. Dr. Michael Tsokos, denn in jedem davon fließt einfach das immense Know-how des Rechtsmediziners mit ein. Auch in Mit kalter Präzision weiß er wieder mit einem spannenden Fall aufzuwarten. Doch der Thriller verlangt eine große Portion Aufmerksamkeit des Lesers, denn Autor Michael Tsokos legt hier den Fokus auf die ermittelnde Arbeit der Rechtsmedizin, Dank des absolut mitreißenden Schreibstils fiel es zwar nicht schwer, am Ball zu bleiben, aber man hatte durchaus einiges zum Mitdenken.
Wer lieber Bücher mit viel Tempo und Action mag, könnte enttäuscht werden. Ich persönlich fand es, auch wenn ich eigentlich lieber Tempo mag, extrem interessant und hatte das Gefühl, gleich neben den Rechtsmedizinern bei der Autopsie oder den Recherchen zu stehen. Aber keine Sorge, es wird dabei nicht unappetitlich und man kann getrost ein wenig snacken beim Lesen.
Der Fall ist spannend, weil man hier als Ottonormalverbraucher viel lernt, was so alles möglich ist, um einen Mord zu vertuschen, aber auch um herauszufinden, was vertuscht worden ist. Also falls jemand glaubt, hier Tipps zu finden, wird derjenige schnell merken, dass man auch da nicht mehr allzu weit mit kommt.
Dr. Sabine Yao mochte ich sehr, sie ist eigensinnig und hartnäckig und tough genug, auch zu ihrer Meinung zu stehen. Trotzdem hat sie Schwächen und Fehler, was sie dadurch auch einfach authentischer macht. Neben ihr trifft man auf diverse Nebencharaktere, die man auch teilweise schon aus vorherigen Büchern des Autors kennt, wie z. B. Herzfeld oder Abel. Diese bleiben aber absolute Randfiguren.
Mein Fazit: ein hochinteressanter Thriller, der tiefe Einblicke in Ermittlungsarbeiten im rechtsmedizinischen Bereich gibt. Dazu eine sympathische Protagonistin und ein kniffliger Fall lassen das Buch zu einem Pageturner werden. Wer hier rasante Spannung erwartet, könnte enttäuscht werden, mir aber hat das Thema sehr gut gefallen und ich fand es absolut interessant.