Rezension

Historisches Lesevergnügen für Jedermann. Absolut empfehlenswert.

Der Minnesänger - Tim Pieper

Der Minnesänger
von Tim Pieper

Tim Pieper entführt uns in seinem Debütroman „Der Minnesänger“ in die Mitte des 12. Jahrhunderts. Er schildert in diesem historischen Roman das Leben des Hartmann von Aue, der im Mittelalter tatsächlich als Minnesänger bekannt war.

Hartmann wird als zweiter Sohn der Eheleute Agnes und Dankwart geboren. Als Sohn eines unfreien Lehnherrn wird es ihm, aufgrund der Verdienste seines Vaters, ermöglicht, eine Ausbildung in einem Kloster zu genießen und dort Lesen und Schreiben zu lernen. Bereits mit sechs Jahren verlässt er daher sein Elternhaus um unter großen Entbehrungen zu lernen. Im Alter von dreizehn Jahren darf er erstmals wieder seine Eltern besuchen und trifft dort auch auf seine Jugendfreundin Judith. Zwischen ihm und dem jungen Mädchen entwickelt sich mehr als bloße Freundschaft und die Beiden versprechen sich ein Wiedersehen im nächsten Jahr. Leider kommt es nicht dazu und als Hartmann zwei Jahre später nach Aue zurückkehrt, ist Judith auf Drängen ihrer Mutter Mechthild bereits mit dem freien Bauern August verheiratet.

August behandelt seine junge Braut auf eine niederträchtige Art und Weise und je länger die Ehe andauert, je mehr hat die junge Frau zu leiden. In ihrer Situation auch von den Eltern allein gelassen, findet sie Trost und Unterstützung bei Hartmanns Mutter Agnes, die sie nach und nach in der Kräuter- und Heilkunde unterweist.

Hartmann flüchtet sich in die Musik. Er hat eine Vorliebe für das Harfespiel entwickelt und so gelingt es ihm im Dienst des Herzogs einen Erfolg nach dem Anderen zu feiern. Hartmann genießt große Privilegien und schafft sich damit nicht nur Freunde. In Gedanken jedoch hat er nur einen Wunsch: Irgendwann mit seiner Jugendliebe Judith gemeinsam leben zu können.

Dieser Traum jedoch scheint weit entfernt. Hartmanns Weg führt auf den Kreuzzug und Judiths Leben an der Seite Ihres Ehemannes August führt sie durch viele Höhen und Tiefen.

Dieser historische Roman beschreibt sehr schön die damalige Zeit und die bestehenden Standesunterschiede. Über Hartmann von Aue ist nicht sonderlich viel überliefert, aber alle bekannten Details wurden vom Autor in seinem Roman als Grundlage berücksichtigt. Die Liebesgeschichte zwischen ihm und Judith, wenn sie sich auch so nicht zugetragen hat,  rundet die Geschichte ab und beschert dem Leser ein wundervolles Leseerlebnis.

Alle Charaktere sind ausgesprochen gut und bildlich dargestellt und ihre Gedanken und Gefühle werden detailliert und nachvollziehbar beschrieben. Hier möchte ich besonders die Beziehung von Hartmanns Eltern, Agnes und Dankwart, hervorheben, die in der damaligen Zeit wohl etwas ganz Besonderes gewesen sein muss: Tiefe und innige Liebe auch über den Tod hinaus.

Etwas vermisst habe ich zur besseren Orientierung eine Karte des Ortes Aue mit Umland zur damaligen Zeit und ein Personenregister, wenngleich der Roman sich auch ohne diese Zusatzinformationen verständlich lesen lässt.

Historisches Lesevergnügen für Jedermann. Absolut empfehlenswert.

Copyright © 2010 by Iris Gasper