Rezension

Hauptsache geliebt!

Pullikalb - Christina Kunellis

Pullikalb
von Christina Kunellis

Eine unglaublich bewegende Geschichte eines Mädchens auf ihrem Weg von der Finsternis zum Licht!

Merle ist siebzehn Jahre alt und lebt mit ihrer Mutter in Berlin in einer Hochhaussiedlung und leidet Zeit ihres Lebens unter der Ablehnung ihrer Mutter. An einem kalten Heiligabend erreicht ihre Verzweiflung ihren Höhepunkt und sie ist kurz davor ihrem Leben ein Ende zu bereiten und von dem Hochhausbalkon der Wohnung zu springen, in der sie mal wieder alleine ein trauriges Weihnachtsfest verbringt, da ihre Mutter es vorzieht mit ihrem Freund zu feiern.

Völlig panisch verlässt sie die Wohnung, findet auf der Straße einen vom Auto angefahrenen Hund und bringt ihn zum Tierarzt und nun beginnt Merles unverhoffte und wundersame Reise aus dem Reich der Finsternis ihres Selbsthasses und ihrer Selbstverdammnis an einen Ort, an dem sie endlich mal zur Ruhe kommen kann und Schritt für Schritt, von vielen Rückschlägen begleitet, wieder ins Leben zurückfindet. Doch die Dunkelheit ist nicht so schnell bereit, sie loszulassen.....

Merle findet sich auf einem Bauernhof in Bayern wieder und beginnt ein Praktikum bei der dortigen Familie. Sie lernt, was es heißt miteinander und füreinander da zu sein und ganz langsam bekommt ihre harte Schale Risse. Sie bekommt wie das zu früh geborene Kälbchen einen Schutzpulli angezogen, damit sie nicht auskühlt. Doch Merle fühlt eine furchterregende Kälte in sich. Ganz langsam findet Merle ins Leben zurück, erfährt was es heißt Wertschätzung und Anerkennung zu erfahren und lernt durch den Nachbarsjungen Simi, der ebenfalls eine bewegende Geschichte hat, das erste Mal bedingungslose Liebe kennen.

Das jedoch erträgt die Dunkelheit in ihr nicht und beginnt gegen alles sich aufzubäumen, was sich ihr entgegenstellt. Merle kann und will sich nicht lieben lassen, es geht gegen alles, was sie von Mutterleib an erfahren hat.

Doch sie hat einen fast vergessenen Begleiter, der sie, auch wenn sie es nicht erkannt hat, ihr ganzes Leben begleitet hat und der schon auf dem Weg ist, diesen letzten zerstörerischen Plan von Merle zu durchkreuzen.

Christina Kunellis schreibt eindringlich aus eigener Erfahrung und nimmt den Leser tief in die Emotionen solch tief verletzter menschlicher "Pullikälber" mit hinein. Die Aussicht, dass das Licht und nicht die Finsternis siegt, wenn wir es zulassen, hilft auch durch schwere Passagen. Ich kann diese Geschichte jedem empfehlen zu lesen um ein neues Verständnis und Barmherzigkeit für solche "Pullikälber" zu bekommen.

Absolut lesenwert!