Rezension

Gute Idee mit zu glatter Umsetzung

Zornröschen - Liv Jansen

Zornröschen
von Liv Jansen

Bewertet mit 3 Sternen

Das Buch Zornröschen geht von einer wirklich großartigen Grundidee aus: drei sehr verschiedene Frauen sind obdachlos und leben auf der Straße, kommen näher, vertrauen sich gegenseitig ihre Geschichten an und schmieden Rachepläne gegen die Schuldigen an ihrem Unglück , die sie im Verlauf der Geschichte umsetzen. Das Ganze gewürzt mit einer Prise Witz, etwas Spannung und ein paar Hürden, die zu überwinden sind, hätte eine wirklich sehr gute bissige sozialkritische Komödie ergeben können. 

Charlotte, die taffe und sehr erfolgreiche Unternehmensberaterin, Anne, die arbeitsame und großzügige Werbetexterin und Gerti, die aus ärmlichen Verhältnissen stammende Putzfrau leben in Hamburg auf der Straße und finden durch einen Zufall zueinander. Sie erzählen sich gegenseitig ihre Geschichten, wie es zu ihrer nicht selbstverschuldeten Obdachlosigkeit kam und beschließen, sich zusammenzutun und gemeinsam an den jeweils Schuldigen Rache zu üben. 
Dabei erhalten sie Unterstützung von der "Guten Seele" eines Obdachlosenasyls und ein paar weiteren Figuren, die im Verlauf der Handlung auftauchen und sich jeweils reibungslos in das Uhrwerk der Rache einfügen. 

Die Handlung ist gut strukturiert und nachvollziehbar und logisch mit einer sehr verständlichen Sprache erzählt. 
Leider plätschert die Geschichte für meinen Geschmack zu ereignislos und zu glatt dahin, ich habe mich nicht in die handelnden Charaktere hinein versetzen können. Die drei Protagonistinnen waren mir teilweise sogar unsympathisch in ihrer Klischeehaftigkeit. Außerdem hat mich die schon ans Lämmerhafte grenzende Dummheit der drei Damen, mit der sie sich ihrem Schicksal, das zur Obdachlosigkeit führte, ergeben haben, doch manchmal genervt. 
Ich finde es so schade, dass die Geschichte dadurch so viel an Glaubwürdigkeit, Biss und Witz verloren hat! 

Auch bei der Durchführung der Racheakte wird nach meiner Meinung viel Potenzial dadurch verschenkt, dass kein Spannungsbogen erkennbar ist. Alles fügt sich absolut reibungslos, alle Nebencharaktere wollen nur das Beste für die drei Hauptprotagonistinnen, und auch kleine Überraschungen wandeln sich nach ein paar Sätzen ins Positive. Dadurch wirkte auf mich alles recht realitätsfremd. 
Ich hatte ab der Hälfte des Buches das Gefühl, den Ausgang zumindest im wesentlichen zu kennen, was ich für das Lesevergnügen sehr schade fand. 

Ich vergebe aufgerundete drei Sterne und bin ein wenig traurig und enttäuscht, dass aus der Idee nicht mehr herausgeholt werden konnte. Es ist ein recht nettes Buch für zwischendurch, das wenig Anspruch beim Lesen verlangt.