Rezension

Gut analysiert

Europa, wir kommen! Und wir werden immer mehr. - Michael Schewe

Europa, wir kommen! Und wir werden immer mehr.
von Michael Schewe

Bewertet mit 4 Sternen

„...Der Westen pfeift darauf, ob die Menschen in den jeweiligen Ländern bereit sind für eine neue Gesellschaftsordnung. Das Einzige, was vor Ort benötigt wird, ist eine Elite, die man möglichst problemlos aus dem Hintergrund heraus steuern und manipulieren kann....“

 

Die Autoren setzen sich in dem Buch kritisch mit der momentanen Flüchtlingskrise auseinander. Im ersten Kapitel wird die Situation in Deutschland analysiert. Dabei grenzen sich die Autoren sowohl vom linksextremen als auch vom rechtsextremen Lager ab. Sie verschließen aber auch nicht die Augen vor den aktuellen Problemen. Kritisch setzen sie sich mit dem Handeln der politisch Verantwortlichen und der Presse auseinander.

In den nächsten beiden Kapiteln geht es um den Einflussbereich des IS, bevor Afghanistan, Syrien, Irak und Iran jeweils in einem gesonderten Kapitel abgehandelt werden. Dieser Teil des Buches gehört für mich zu den Wichtigsten. Es gibt jeweils einen Rückblick in die Geschichte. Dabei wird gezeigt, wie der Eingriff in funktionierende Staaten von außen nach und nach zur Katastrophe geführt hat. Den Autoren gelingt es überzeugend, die Ursachen für die momentane Entwicklung herauszuarbeiten. Vor allem die Politik der USA kommt dabei nicht gut weg. Der sogenannte Kampf der Kulturen hat dazu geführt, dass es in vielen dieser Staaten keine handlungsfähige Staatsmacht mehr gibt. Dabei wurden alte Fehler wiederholt. Aus ehemals protegierten Politkern wurden Feinde, sobald sie sich nicht mehr dem Willen des Stärkeren unterordneten.

Gut dargestellt werden religiöse Unterschiede und die Rolle Saudi-Arabiens. Hier zeigt sich, dass westliche Politiker gern mit zweierlei Maß messen. Auch der Waffenhandel wird thematisiert.

In den folgenden Kapitel geht es um Menschenschmuggel. Erstaunlich fand ich zum einen, wer alles daran verdient, zum anderen, wer alles wegschaut.

In den nächsten Kapiteln werden die Flüchtlingsunterkünfte als soziale Brennpunkte und die Entwicklung von Parallelgesellschaften analysiert.

Das Buch endet mit mehreren Interviews, die der Autor mit Flüchtlingen geführt hat. Sie bleiben unkommentiert.

Der Schriftstil des Buches ist sachlich. Die historischen, religiösen und politischen Zusammenhänge werden allgemeinverständlich erläutert. Dadurch lässt sich das Buch gut lesen.

Das Cover mit den ausgestreckten Händen vor der Europaflagge passt.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen, vor allem, weil es nicht nur um die Beschreibung der zustände geht, sondern der Versuch unternommen wird, die Ursachen aufzuzeigen und zu analysieren.