Rezension

Gut, aber die Suche ist mir zu halbherzig

Der sperrige Stammbaum -

Der sperrige Stammbaum
von Irmgard Rosina Bauer

Bewertet mit 3 Sternen

Vom Titel her „Der sperrige Stammbaum: Ein Vater sucht nach seinen Söhnen“ habe ich mir mehr von dieser Suche erwartet.

Jeder geht mit Trennung anders um. Auch war der Bruch zwischen Wolfram und seiner Frau in den 70igern, wenn ich es richtig gelesen habe, also zu einer Zeit, in der Väter noch nicht so viele Rechte hatten. Doch in meinen Augen hat Wolfram nie wirklich versucht den Kontakt zu seinen Söhnen konsequent aufrecht zu erhalten. Oder es kam eindeutig zu wenig durch.

Aber es macht mich immer etwas skeptisch, wenn die Exfrau als „die Böse“ hingestellt wird, die die Kinder vom Vater fernhält. Vielleicht wollte er zum damaligen Zeitpunkt einfach seine neue Freiheit genießen und mit der neuen Frau sich nicht die Bürde zweier Kinder aus erster Ehe aufhalsen? Auch so ein Ansatz ist denkbar – und gar nicht so oft falsch. Doch welcher Vater würde in späteren Jahren das zugeben? Da macht es andersrum doch viel mehr her.

Wie dem auch sei, für mich kamen die damaligen Umstände und die Zeit danach bis zum Beginn der halbherzigen Suche, zu wenig deutlich rüber. Sich jetzt, wenn die Söhne erwachsen sind, auf die Suche zu machen und erwarten, dass der Vater mit offenen Armen empfangen wird, ist doch völlige Utopie.

Schreibstil von Irmgard Rosina Bauer und ihre Aufgliederung der Familienzusammensetzungen finde ich hingegen sehr gelungen. Wenn auch die abgebildeten Stammbäume übersichtlicher gestaltet hätten werden können.

Vom Titel, also der Suche nach den Söhnen, bis zum wichtigsten Satz am Ende, „Loslassen – auch das konnte Frieden bewirken“, ist es ein weiter Weg und die nicht einmal 100 Seiten bieten dafür vielleicht zu wenig Platz.