Rezension

Großartiger Debütroman

Runa
von Vera Buck

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt: 

Im endenden 20. Jahrhundert überschlagen sich die wissenschaftlichen Forschungen und Erkenntnisse.  Auch vor der Psyche des Menschen macht das Interesse der Wissenschaft nicht halt. Wie funktioniert das Gehirn? Wie entstehen scheinbar absonderliche Verhaltensmuster? Warum verhalten sich Frauen häufig so hysterisch? 

Vor diesem Hintergrund werden die damaligen Koryphäen der Pariser Salpetriere-Klinik lebendig. Sie und ihre Assistenzärzte, die noch nach wissenschaftliche Anerkennung streben. 

So wie Jori, der hofft mit Hilfe eines Doktortitels könne er seiner Geliebten Pauline helfen. Dazu muss er sein Können aber erst einmal unter Beweis stellen – dieser Beweis wird Runa sein. 

Ein eigenwilliges, wildes Kind, das keine Nahrung zu sich nimmt und auch sonst so anders ist als alle anderen Menschen, die er bisher kennen gelernt hat. Auch weil sie ihn auf eine eigentümliche Art anrührt.

Meine Meinung: 

Mit „Runa“ ist Vera Buck ein großartiger Debütroman gelungen. Stilistisch changiert er zwischen einem Geschichtsroman und einem Thriller.

Die Amazon-Kategorisierung „Medizingeschichte“ zeigt wie liebevoll und detailreich Vera Buck mit der historischen Vorlage umgegangen ist. Wenn man im Bereich Neurologie, Psychologie, Psychiatrie Vorkenntnisse hat, kann man diesen Roman genauso gut genießen wie Leser, die bisher keine Berührungspunkte damit hatten. Denn die Fragestellungen sind allgemein gültig: was macht den Menschen aus? Wie weit darf man für wissenschaftliche Erkenntnis gehen? Ethische Fragen, die heute genauso relevant sind, wie sie damals waren. Dabei werden einzelne Szene so gekonnt beschrieben, dass man sich direkt in die Atmosphäre einfühlen kann und die Szenen interessiert-abgestoßen beobachtet. 

Empfindungen, die man bestimmt mit den Beobachtern der damaligen Zeit geteilt hat.

Die Thriller-Komponente ist Teil dieser geschichtlichen Entwicklung. Menschen sterben, es passiert ein Mord, Kinder verschwinden und es tauchen merkwürdige Zeichen an unterschiedlichen Stellen der Stadt auf. Was passiert dort? Wer ist dafür verantwortlich? Der Spannungsaufbau ist sehr gut gelungen, wobei ein sehr gutes, weil realistisches und den Charakteren entsprechendes, Ende gefunden wird.

Die Charaktere verfügen über Ecken und Kanten, was das Herausfiltern eines wahren Sympathieträgers erschwert, aber die Figuren um so realistischer erscheinen lässt. Egal, wen ich mir vorstelle, es bereitet mit keine Schwierigkeiten alle vor mein geistiges Auge zu rufen und mit ihnen zu diskutieren.

Ein ganz großartiges Buch, das ich unbedingt weiterempfehlen möchte!