Rezension

Blutige "Runa"

Runa
von Vera Buck

Bewertet mit 4 Sternen

Das Pariser Krankenhaus Salpêtrière behandelt Nervenkranke mit aus heutiger Sicht haarsträubenden Methoden, die zwar damals als fortschrittlich angesehen wurden und der Forschung dienten, bei denen aber schon mal ein Mensch auf der Strecke bleiben konnte, was dann entweder unter Kolleteralschaden verbucht oder von karrieregeilen Ärzten gar keines weiteren Gedankens gewürdigt wurde. Verschiedene reale Ärzte wie beispielsweise Charcot, Pasteur oder Tourette werden geschickt in das Geschehen miteinbezogen. Runa ist ein merkwürdiges Mädchen und versetzt durch ihr Verhalten und dessen Folgen Ärzte, Polizei und Bevölkerung in Unruhe. Der Roman ist sehr gut geschrieben, aber recht schwer zu lesen, denn man braucht viel Geduld für sehr viele, lange Zeit scheinbar in keinerlei Zusammenhang zu bringende Handlungsstränge mit Personen aus allen gesellschaftlichen Schichten und verschiedenen Ländern Europas. Auch gibt es  einige Szenen, in denen sehr detailliert grausame "Anwendungen" an am Bett fixierten Patienten geschildert werden. Frau Buck schreibt dabei aber keineswegs betont reißerisch, blutrünstig oder sensationshäscherisch.