Rezension

Gemischte Gefühle

Cassia & Ky - Die Ankunft - Ally Condie

Cassia & Ky - Die Ankunft
von Ally Condie

Bewertet mit 3 Sternen

Das Jugendbuch Cassia & Ky – Die Ankunft (Originaltitel Reached) ist der dritte und letzte Teil der dystopischen Trilogie von Ally Condie. Die deutsche Erstausgabe ist im Januar 2013 im Verlag FISCHER FJB erschienen.

Der erste Teil der Reihe Cassia & Ky – Die Auswahl (Originaltitel „Matched“) ist im Januar 2011 und der zweite Teil Cassia & Ky – Die Flucht (Originaltitel „Crossed“) im Januar 2012 ebenfalls im Verlag FISCHER FJB erschienen. Des Weiteren sind alle drei Teile als Hörbuchfassung sowie als ebook erhältlich.

Der Inhalt

Vorgeschichte Teil Eins

Für die 17-jährige Cassia ist der Tag gekommen, an dem sie erfährt, wen sie mit 21 heiraten wird. Denn dies wird vom System bestimmt. Umso überraschender ist das Ergebnis, das besagt, dass Xander, Cassias bester Freund, als ihr Partner ausgewählt wurde. Als jedoch bei den Feierlichkeiten, mutmaßlich aufgrund eines technischen Defekts, plötzlich noch ein weiterer Junge als ihr Partner ins Spiel kommt, wird Cassia unsicher. Ist das System, das sonst niemals Fehler macht, wirklich so unfehlbar und in der Lage, ihren perfekten Partner zu finden? Hat es das Recht, ihr vorzuschreiben, wen sie lieben soll?

Vorgeschichte Teil Zwei

Cassia gelingt die die Flucht in die Äußeren Provinzen, wo sie nach ihrer großen Liebe Ky suchen will. Dieser kämpft dort als Soldat für die Gesellschaft und schwebt in ständig Lebensgefahr. Cassia stößt schließlich auf Kys Spuren, verpasst ihn jedoch stets und folgt ihm wagemutig weiter in die zerklüfteten Schluchten der wilden Canyons in den gefährlichen Grenzgebieten. Sie begibt sich unbeirrt weiter auf die Suche nach Ky, und nicht zuletzt auch nach sich selbst.

Inhalt Teil Drei

Cassia hat in den Schluchten der Canyons nicht nur ihre große Liebe Ky gefunden, sondern auch die Erhebung – eine rebellische Organisation, die das System stürzen will, das ihr nicht nur die Liebe zu Ky verbot, sondern ihn sogar töten wollte, weil er nicht der gewünschten Norm entspricht. Cassia schließt sich der Erhebung an, Ky ihr zuliebe ebenfalls. Sie wollen das System besiegen und in Freiheit leben – zusammen. Allerdings müssen sie dafür zurück in ihr altes Leben – getrennt.

Ky wird in einer Äußeren Provinz zusammen mit Indie zum Luftschiff-Piloten ausgebildet. Cassia wird als Sortiererin in der Hauptstadt Central eingesetzt. Dort trifft sie auch Xander wieder, der als Medic und Funktionär für die Gesellschaft arbeitet und deutlich mehr weiß, als er vorgibt.

Plötzlich bricht eine tödliche Seuche aus und greift gnadenlos um sich. Die Erhebung hat das Heilmittel. Sie hat aber die Eigenschaften von Viren, sich nicht nur rasend schnell zu vermehren, sondern zwecks Anpassung auch zu mutieren, unterschätzt. Als die Todesfälle sich häufen und das Heilmittel versagt, entgleist die Situation und das Chaos bricht aus – und bringt die drei Freunde im Kampf ums Überleben wieder zusammen.

Struktur

Das knapp 600 Seite starke Buch ist in einen Prolog sowie 5 Abschnitte unterteilt, wobei der letzte grob die zweite Hälfte des Buches für sich beansprucht. Die Geschichte wird durchgehend im Wechsel aus drei verschiedenen Perspektiven (Cassia, Ky und Xander) in Gegenwartsform erzählt. Für einen besseren Überblick ist auf jeder einzelnen Seite der jeweilige Name abgedruckt, aus dessen Sicht gerade erzählt wird.

Beurteilung                                                              

Die Dreiecksgeschichte um Cassia, Ky und Xander findet in diesem dritten Band endlich ihren Abschluss. Allerdings nicht mit Pauken und Trompeten, sondern eher ein bisschen lethargisch und viel zu reflektiert und abgeklärt, wenn man sich das Alter der Protagonisten vergegenwärtigt. Überhaupt ist das Finale ziemlich langatmig. Schon der Prolog mit der Geschichte des Steuermanns, auf den immer wieder Bezug genommen wird – auch wenn man sich bis zum Schluss nicht wirklich vorstellen kann, wer er ist und was ihn zu dem macht, was er darstellen soll – ist für meine Begriffe etwas zu sehr breit getreten und nicht auf Anhieb verständlich. Es wird immer wieder in Frage gestellt, wer oder was sich hinter dem Begriff des Steuermanns verbirgt, und das nachdem er sich in Form bereits zu erkennen gegeben hat.

Ähnlich ging es mir mit den vielen Gedichten, die bei Cassias Berichten in den Text eingeflochten wurden. Man muss schon ein Faible für Poesie und Lyrik haben, um da mitzukommen und zu verstehen, was die Autorin zum Ausdruck bringen will.

Die geschichtlichen Zusammenhänge von System und Erhebung, die Anpassung auf der einen Seite und die Rebellion auf der anderen, all das wird im Grunde nur angerissen und vermischt. Ich kam mit dem Chaos nur schwer klar, weil ich gerne solche Strukturen trenne und gegenüberstelle.

Die Ausbreitung der Seuche und die Bestrebungen, sie zu besiegen, fand ich durchaus nachvollziehbar. Das Geheimnis um die Immunität gegen die Seuche und deren Mutation sowie das ominöse Heilmittel und dessen Herstellung hingegen weit weniger. Man musste als Leser viele Dinge einfach hinnehmen, ob man sie nun verstanden hat oder auch nicht. Alles in allem war da vieles verwirrend und man hatte den Eindruck, dass die Autorin die Zusammenhänge ihres Konstrukts selbst nicht hundertprozentig verstanden hat.

Was mich dann aber regelrecht gestört hat, war Xanders Antwort auf Cassias Fragen nach den Zusammenhängen auf S. 580:

[…] Ich lerne erst jetzt von den Pharmazeuten und anderen Wissenschaftlern, wie kompliziert das alles ist. Die Art, wie Heilmittel zusammenarbeiten und wie sie in verschiedenen Menschen eine unterschiedliche Wirkung entfalten – das zu erforschen, ist eine wahre Lebensaufgabe.

Damit wird der Leser alleine gelassen mit seinen offenen Fragen und bleibt verwirrt zurück. Xander wird als der Mediziner hingestellt, da passt so eine Antwort meiner Meinung nach nicht.

Fazit

Wer die ersten beiden Bände gelesen hat, wird und sollte auch dieses Finale lesen, aber am Ende wird er das Buch vermutlich mit gemischten Gefühlen zur Seite legen. Es wird einiges geklärt und man versteht im Rückblick auch die ersten beiden Teile besser, weil man die Charaktere in diesem Band besser kennenlernt (das betrifft vor allem Xander), aber es werden auch unzählige neue Fragen aufgeworfen – auf die man aber keine Antwort findet. Das offene Ende macht das Ganze nicht unbedingt besser. Dennoch ist es ein Abschluss der Geschichte und gehört als solches zur Trilogie dazu.