Rezension

Empfehlung

Die Entflammten
von Simone Meier

Bewertet mit 5 Sternen

Simone Meier webt geschickt die Geschichten zweier Frauen zusammen, die durch mehr als ein Jahrhundert getrennt sind, aber durch das Schicksal und die Leidenschaft für Kunst miteinander verbunden sind. 

Erster Eindruck: Es bedurfte einiger Kapitel, bis ich mich in den Fluss der Erzählung fallen ließ. Der ungewöhnliche Stil, der Dialoge nur sparsam einsetzt, wirkte zunächst fremd auf mich. Doch mit der Zeit zog mich die Geschichte mit sanfter Gewalt in ihren Bann, und bald schon fand ich mich gefangen in ihrem Sog, unfähig, mich von den Seiten zu lösen.

Inhalt:  Um die Wende des 20. Jahrhunderts, inmitten der Wirbelwinde von Frankreich und Holland, steht Jo van Gogh-Bonger, eine junge Witwe, vor den Trümmern ihres Lebens. Der Tod ihres Mannes Theo und seines Bruders Vincent, zwei Seelen verloren im Strudel der Zeit, hinterlässt ihr ein Vermächtnis aus Farbe und Leidenschaft: ein Kind und eine Sammlung unentdeckter Meisterwerke. Mit einem Herz, das von Trauer und Entschlossenheit zugleich getrieben wird, nimmt Jo sich vor, Vincents Genie der Welt zu offenbaren – ein Vorhaben, das die Annalen der Kunstgeschichte neu schreiben wird.

Charaktere: Jo van Gogh-Bonger, eine Frau, die inmitten persönlicher Tragödien steht, zeigt eine bemerkenswerte Entschlossenheit, als sie das Erbe ihres verstorbenen Mannes Theo und seines Bruders Vincent van Gogh bewahrt. Ihre Reise, Vincents Kunst der Welt zu präsentieren, ist nicht nur eine Hommage an ihren verstorbenen Ehemann, sondern auch ein kraftvoller Akt der Selbstbehauptung in einer von Männern dominierten Welt.

Gina, eine Kunsthistorikerin aus der Gegenwart, stolpert über Jos Erbe und wird in eine Welt gezogen, die von Obsessionen geprägt ist. Ihre Entdeckung ist nicht nur eine akademische Übung, sondern auch eine persönliche Reise, die ihre eigene kreative Leidenschaft entfacht.

Fazit: Meier gelingt es, die Leser mit ihrem lebendigen Schreibstil und ihrer tiefen Charakterisierung zu fesseln. Sie malt ein Bild von Jo und Gina, das ebenso komplex wie faszinierend ist. Die parallelen Erzählstränge bieten einen reichen Einblick in die Herausforderungen und Triumphe von Frauen in verschiedenen Zeiten.

Die Autorin selbst, Simone Meier, bringt ihre umfangreiche Erfahrung als Kulturjournalistin und preisgekrönte Schriftstellerin in die Geschichte ein. Ihre Fähigkeit, historische und zeitgenössische Perspektiven zu verbinden, macht diesen Roman zu einem unvergesslichen Leseerlebnis.