Rezension

Eingefangene Erinnerungen

Lockruf der Zeit -

Lockruf der Zeit
von Celeste Ealain

Bewertet mit 3 Sternen

Klappentext:

Wunderliche, alte oder defekte Objekte sind Andrejs ganze Welt. Seine hoch­ent­wickelte Fähig­keit, die Funk­tion alter Appa­rate zu ergrün­den und zu repa­rieren, hat ihn in Tivoli berühmt gemacht. Nur die zer­brech­liche Chiara schafft es, zum zurück­gezo­genen Einzel­gänger vor­zu­sto­ßen. Doch eines Tages erregt sein über­natür­liches Talent die Auf­merk­sam­keit eines dunk­len und skru­pel­losen Geg­ners. Auch Chiara scheint auf mys­teri­öse Weise in des­sen grau­sa­men Machen­schaf­ten ver­strickt zu sein, die seit eini­ger Zeit Tivoli erschüt­tern. Nun liegt es an Andrej, dem Bösen das Hand­werk zu legen.

 

Rezension:

Andreij ist Autist, hat aber das Talent, so gut wie alles repa­rieren zu kön­nen. Dafür schätzt ihn sein Chef auch, ob­wohl er seine Kon­takte zu den Kun­den auf das Nötigste zu beschrän­ken ver­sucht. Aber Andrej hat noch eine Fähig­keit, von der nie­mand etwas ahnt. Wenn er Gegen­stände berührt, kann er deren Ver­gangen­heit ‚lesen‘. Auf diese Weise findet er heraus, dass einige der Sachen, mit denen sein Chef, ohne es zu wis­sen, han­delt, aus Dieb­stäh­len stam­men. Damit setzt er unge­ahnte Ereig­nisse in Gang.

Es fällt mir nicht ganz leicht, Celeste Ealains Roman gerecht zu beur­teilen. Der Haupt­grund dafür liegt aller­dings nicht am Buch an sich, son­dern zum erheb­lichen Teil in mei­ner ent­täusch­ten Er­war­tungs­hal­tung. Nach dem Lesen des Klap­pen­tex­tes hatte ich ein­fach etwas anderes erwar­tet. Bei „über­natür­liches Talent“ dachte mein Urban-Fan­tasy-affines Herz natür­lich sofort an dieses Genre. „Wun­der­liche, alte oder defekte Objekte“ ließ mich Steam­punk-Ele­mente zumin­dest in Erwä­gung zie­hen. Wäh­rend die beson­dere Gabe des Prota­gonis­ten tat­säch­lich in den Fan­tasy-Bereich fällt, taucht Steam­punk über­haupt nicht auf. Ob­wohl die Gabe, die Ge­schichte von Objek­ten ‚lesen‘ zu kön­nen, natür­lich ins Fan­tasy-Genre fällt, ist sie aller­dings eher ein Neben­ele­ment der Story, das die rest­liche Hand­lung zum Lau­fen bringt. Auf diese Fähig­keit selbst, ihre Hin­ter­gründe und wieso der Prota­gonist sie hat, wird dage­gen über­haupt nicht ein­ge­gangen. Statt­des­sen ste­hen Ele­mente einer Krimi-Hand­lung, eines Sozial­dra­mas und einer Lie­bes­ge­schichte erheb­lich stär­ker im Fokus. Mein Pro­blem mit die­sem Buch ist, dass mir speziell solche sozia­len Hand­lungs­ele­mente nicht lie­gen. Ich kann mir durch­aus vor­stel­len, dass andere Leser, deren Erwar­tungen nicht so sehr in Rich­tung Fan­tasy gingen, das Buch weit­aus posi­tiver beur­teilen. Mei­nen per­sön­lichen Ge­schmack trifft es, ob­wohl der Stil der Autorin wirk­lich gut les­bar ist, leider nicht ganz.

Die Autorin erzählt ihre Geschichte aus den Blickwinkeln ver­schie­dener Prota- und Anta­gonis­ten. Im Zent­rum des Ge­sche­hens steht dabei jedoch ein­deutig Anrej.

 

Fazit:

Fantasy-Elemente spielen in dieser Sozial-Krimi-Liebesgeschichte im Ita­lien der 1990er leid­er nur eine Neben­rolle.

 

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