Rezension

Einfühlsame, warmherzige Geschichte vom sich selbst finden und zu sich stehen

Briefe an Moa -

Briefe an Moa
von Jenny Fagerlund

Bewertet mit 5 Sternen

"Briefe von Moa" von Jenny Fagerlund erschien (HC, geb., 334 S.) im Verlag Dumont, 2022.

"Moa dachte immer, ihre Großmutter Elsa und sie hätten noch alle Zeit der Welt. Doch dann verstirbt Elsa unerwartet und hinterlässt Moa ihre Wohnung im Zentrum von Stockholm, mitsamt einbem trauernden Königspudel. Aber sie ist noch nicht fertig mit ihrer Enkelin: Mit der Zeit trudeln immer mehr Briefe bei Moa ein. Briefe, in denen ihre Großmutter sie teilhaben lässt an ihrer Lebensgeschichte und ihr ganz konkrete Aufträge erteilt. Die Wohnung renovieren, zum Beispiel. Moa stürzt sich in das Projekt und findet dabei jede Menge über sich selbst heraus - und endlich den Mut, zu sich zu stehen."

(Quelle: Buchrückentext)

Meine Meinung:

Diesem sehr flüssig und gut zu lesendem Roman von Jenny Fagerlund, einer schwedischen Autorin, liegt eine sehr schöne Buchidee zugrunde: Die kürzlich verstorbene Großmutter versucht in Form von Briefen, die sie ihrer Enkelin Moa in gewissen Zeitabständen immer wieder zukommen lässt, die Geschicke ihrer geliebten Enkeltochter zum Guten zu wenden. Kurz vor Elsa's Tod hatten beide einen Disput und daher kam es zu keinen weiteren Gesprächen.

Moa's Großmutter ist es wichtig, dass ihre Enkelin ihren eigenen Weg geht, zu sich steht - und ihre eigenen Träume und Wünsche nicht hintenanstellt: Obwohl Moa und ihr Freund anfangs fest entschlossen sind, nach gründlicher Renovierung eine superschicke Wohnung in einem angesagten Stockholmer Viertel zu kaufen, merkt Moa mehr und mehr, dass dies mehr dem Wunsch ihres Freundes (der nicht sehr sympathisch rüberkommt; von Karriere sehr geprägt und oberflächlich erscheint) geschuldet ist denn ihr eigener: Während der Renovierung stößt sie auf Geheimnisse aus dem Leben ihrer Großmutter, die diese nie erzählte, nun aber peu-à-peu in ihren hinterlassenen Briefen preisgibt. Zugleich stellt sie Moa Aufgaben, die diese an ihre frühere Lebenshaltung zurückbringen sollen; kreativ zu sein, zu reiten - und sich selbst und seine Wünsche zu respektieren, gut für sich zu sorgen. Mit der Renovierungsarbeit verliebt sich Moa immer mehr in die Wohnung von Elsa - und auch der große Pudel fasst langsam Vertrauen zu ihr und überwindet seine Trauer immer mehr. Sehr positiv gestaltet sich die Nachbarschaft, wo ein mit Elsa befreundetes älteres nettes Ehepaar Moa sehr herzlich aufnimmt und hofft, dass sie in der Wohnung bleiben wird. Während Ruben, aus beruflichen- und vor allem Karrieregründen immer öfter in Italien, an der Idee festhält, das tolle Appartement gemeinsam zu kaufen, wird sich Moa ihrer eigenen Gefühle immer sicherer, was sie wirklich mag und wie sie leben möchte.

Eine weitere sympathische Figur ist Moa's Freundin Sofia; die beiden trägt eine offene und tiefe Freundschaft, die besonders in schwierigen Momenten hilfreich ist. Der Roman hat kurze Kapitel und ich habe ihn förmlich verschlungen, da es einfach wundervoll ist, eine junge Frau auf dem Weg ihrer Selbstfindung zu begleiten. Der Stil der Autorin ist sehr empathisch, warmherzig, authentisch und bleibt nicht an der Oberfläche der Figuren. So sind mir Moa, Sofia, die Nachbarn und einige andere Figuren sehr ans Herz gewachsen und es machte Spaß, die positive Entwicklung Moa's mitzuverfolgen und zu begleiten. Die Themen sind sehr vielfältig, denen wir in diesem wundervollen Roman begegnen:

Verluste, moderne Beziehungen im Kontext zu Karriere und Beruf; Erbe, Auktionen und wunderbare wertvolle alte Möbel, Einsamkeit im Alter, Kinderlosigkeit, Hobby und Interessen, die man niemals vernachlässigen oder gar aufgeben sollte.

Fazit:

Ein sehr flüssig und wundervoll zu lesender Sommerroman, der Hoffnung gibt, tiefgründig ist und sympathische Figuren beinhaltet: Mir hat diese Reise einer Selbstfindung - hier in Person von Moa - und der Hintergrund der Briefe von Elsa als Romanidee sehr gut gefallen. Daher empfehle ich ihn sehr gerne weiter - und vergebe 5*.