Rezension

Eine wahnsinnig gute Umsetzung, die es einem aber gleichzeitig auch etwas schwer macht, sich zu fühlen, als wäre man dabei. Klingt paradox, aber muss man selbst gelesen haben.

Der Mephisto-Deal
von Kaja Bergmann

Bewertet mit 3 Sternen

Rezension:

Da mich Kaja Bergmanns Debüt 2013 so begeisterte und mich der superspannende Klappentext ihres zweiten Buches „Der Mephisto-Deal“ so neugierig machte, musste dieser All-Age-Thriller natürlich bei mir einziehen. Zu finden ist die Story auf knapp 200 Seiten und ist somit, wie auch sein Vorgänger, schnell verschlungen.

Ich kann nur betonen, wie außergewöhnlich der Schreibstil der Autorin ist. Erzählt wird aus der Egoperspektive des Protagonisten Finn und hier fand ich besonders sympathisch, dass er vor allem am Anfang den Leser direkt anspricht. Finn stellt sich und die Situation, in der er sich gerade befindet, witzig vor und legt auch direkt noch Skizzen des Sitzplans im Klassenzimmer und des Tafelbilds bei. Dies trägt alles dazu bei, dass man sich fühlt, als wäre man selbst dabei. Die Kapitelnamen mit der genauen Uhrzeit tun hier ihr übriges und die Einteilung der Geschichte in Akte stellt den Bezug zum Thema des Deutschkurses her, in dem Finn sitzt.

Die Ausgangssituation ist folgende: Es ist Samstag und Finn sitzt in der Schule – durch viele Stundenausfälle muss der Deutschkurs den Stoff jetzt am Wochenende nachholen. Im Nebengebäude sitzt noch ein Mathe-LK eine Strafe ab. Während die Zeit mit Goethes Faust vor sich hinplätschert, ertönt plötzlich aus dem Lautsprecher die Aufforderung, die Tafeln der beiden besetzten Klassenzimmer hochzuschieben. Darunter zu sehen ist ein Schriftzug – das Todesurteil für den jeweils anderen Kurs, das unterschrieben werden soll. Das Perfide an der Sache ist, dass beiden Kursen eine beachtliche Menge Gift untergejubelt wurde, das zwei Stunden später zum Tod führen wird. Das Gegenmittel bekommt der Kurs, der zuerst unterschreibt.

Und hier beginnt der Wahnsinn. Natürlich finden Versuche, die Schule zu verlassen, statt und am Ende scheint es nur noch an Finn zu liegen, seinen Kurs zu retten, denn zu einer Unterschrift ist zunächst aus moralischen Gründen niemand in der Lage.

Und hier kommt der Punkt, der zwar wirklich beeindruckend ist, aber der mir den Spaß an dem Buch ein bisschen genommen hat. Nach und nach befinden wir uns immer mehr in Finns Kopf. Durch die einsetzende Wirkung des Gifts und die Konfrontation mit dem Tod werden Finns Gedanken immer wirrer, teils auch zusammenhangslos. Der Leser steht vor wahnsinnig langen Sätzen und oftmals eingeworfenen wirren Gedanken.

Fest steht: Kaja Bergmann hat dies wahnsinnig gut umgesetzt, denn genau so muss es in einem Menschen, der sich in dieser Situation befindet, zweifellos aussehen. Leider entfernte sich das Ganze aber trotzdem oder gerade deswegen meiner Vorstellungskraft, weshalb ich mich nach und nach immer mehr als ferner Beobachter fühlte.

Allerdings darf man wie schon Vorgänger auch in „Der Mephisto-Deal“ wieder auf völlig unerwartete Wendungen hoffen – mich persönlich hat das Ende gleich doppelt überrascht. Von daher würde ich das Buch auf jeden Fall an alle Thrillerleser ab 14 weiterempfehlen, den allein den Schreibstil der Autorin ist großes Kino.