Rezension

Eine sehr berührende Geschichte ...

Bienensterben - Lisa O'Donnell

Bienensterben
von Lisa O'Donnell

Bewertet mit 5 Sternen

Glasgow. Winter. Eugene Doyle liegt tot in seinem Bett. Izzy Macdonald hat sich im Schuppen erhängt. Beide hinterlassen ihre zwei Töchter, Marnie  fünfzehn und Nelly zwölf. Was sollen sie tun? Für die zwei Mädchen steht fest, sie wollen nicht zur Jugendfürsorge und getrennt werden, wollen sie auch nicht. Denn wer hat Gene umgebracht? Also beschließen sie, ihre toten Eltern im Garten zu vergraben. Natürlich ist das nicht so einfach, bei gefroren Boden und einen Nachbars Hund, der die Leichen immer ausbuddeln will. Außerdem wird das Geld knapper und Marnie verliert auch noch ihren Job als Gelegenheitsdealerin. Da kommt es ganz passend das Lennie ihr Nachbar, mit prekärem Ruf, sich ihrer annimmt. Natürlich riecht er das bei den Beiden, was nicht stimmt, ist aber einfach nur glücklich den beiden eine Art zu Hause geben zu können. Aber die Fragen nach dem Verschwinden der Eltern wird immer lauter und das Lügengerüst fängt immer mehr an, zu bröckeln. Wird alles auffliegen? Und was wird ans Tageslicht kommen?
Dieser Roman hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefangen genommen. Das Schicksal der beiden Schwestern ist so erschreckend, hilflos und traurig. Eigentlich wünscht sich doch jeder ein warmes Heim, wo man geliebt wird, aber diese Zwei müssen viel mitmachen. Ihre Eltern sind drogen- und alkoholsüchtig, leben in den Tag hinein und interessieren sich nicht für ihre Kinder. Erst nach und nach erfahren wir, was die beiden noch  durch Machen mussten.
Erzählt wird die Geschichte aus drei Sichten. Die Erste ist Marnie, die älteste Schwester, sie berichtet trocken, mit viel Sarkasmus und schon ein bisschen vulgär von den Tatsachen des Alltags. Dabei ist sie ein sehr kluges Mädchen, die mit dem Schulstoff keine Probleme hat. Aber ihr Umfeld und ihr Teilzeitjob als Dealerin tun ihr übriges dazu bei. Außerdem musste sie schnell erwachsen werden, um sich und ihre Schwester zu kümmern. Sie spielt oft die ganz Große und cool, ist unbeugsam und sturköpfig und lässt ungern jemanden an sich heran. Aber wehe, wenn jemand die Schutzsicht durchbricht, der wird ein verletztes Mädchen vorfinden. Dann haben wir Nelly, die kleine Schwester, die allein schon durch ihre Ausdrucksweise auffällt. Sie flüchtet sich oft in einer Welt, die aus Geigenspielen und Happy End Filmen besteht. Durch das Auftreten von Nelly hat man oft das Gefühl ein altkluges Kind vor sich zu haben, die immer alles besser wissen muss, aber damit nicht immer richtig liegt. Sie versprüht im ganzen Roman diese Unschuld aus früheren Zeiten. Zum Schluss kommt noch Lennie, der Nachbar, der mit Schikanen und einen verstecken Leben als Homosexueller leben musste. Auch sein Leben berührt einen sehr und ist doch auch sehr überrascht, wie viel er diesen Mädchen zu geben hat. Durch ihn bekommen die Zwei eine Art zu Hause und merken schnell, dass es ein Heim mit Liebe geben kann.
Diese drei total verschiedenen Menschen passen auf den ersten Blick nicht zusammen, aber ihre Suche nach Schutz, Liebe und Geborgenheit, führt sie zueinander. Man liest wie sie füreinander einstehen, und wie sie sich helfen. Das macht das Schreckliche an dem Erlebten nicht weg, aber es versöhnt.
So erleben wir Schockierendes in einem sozial kritischen Umfeld, was einem sprachlos macht und nur durch den schwarzen Humor der Autorin ertragbar gemacht wird. Aber sie lässt auch noch ein bisschen Hoffnung zurück, das es Menschen gibt die Helfen. Ein Roman über die traurige Seite der Menschlichkeit und den Suchen nach Liebe und Geborgenheit.