Rezension

Eine nette kleine Geschichte

Frau Yeoms kleiner Laden der großen Hoffnungen -

Frau Yeoms kleiner Laden der großen Hoffnungen
von Kim Ho-yeon

Bewertet mit 3 Sternen

Frau Yeom besitzt in Seoul einen kleinen 24 Stunden-Laden, den sie zum Leidwesen ihres Sohnes noch immer betreibt, obwohl er nur wenig Gewinn abwirft. Der würde stattdessen lieber verkaufen und das Geld in seine eigenen Ideen investieren. Doch dann lernt Frau Yeom durch Zufall den Obdachlosen Dok-go kennen und bietet ihm die Nachtschicht in ihrem Laden an. Schon bald hat er sich eingelebt und beeinflusst das Leben seiner Kundschaft auf die ein oder andere Weise.

„Frau Yeoms kleiner Laden der großen Hoffnungen“ ist der erste Roman des Redakteurs und Drehbuchautors Kim Ho-yeon. Er ist der erste Band einer Reihe und wird in Korea derzeit als Theaterstück und fürs Fernsehen adaptiert. Erzählt werden im Prinzip lauter kurze Begegnungen in der Vergangenheitsform, die sich in bzw. im Zusammenhang mit Frau Yeoms Laden abspielen. Die Personen wechseln dabei ständig, im Fokus stehen aber sicherlich die Ladenbesitzerin selbst und Dok-go, die beide mit ihrem Wesen und Verhalten ihre Umgebung beeinflussen.

Frau Yeoms Entscheidung, einen Obdachlosen in ihrem Laden arbeiten zu lassen, trifft nicht nur auf Verständnis. Während die junge Angestellte Si-hyeon ihre Vorbehalte schon bald aufgeben kann, bleibt die ältere Frau Oh lange Zeit misstrauisch und verhält sich Dok-go gegenüber abweisend, wenn sie ihn beim Schichtwechsel im Laden trifft. Überhaupt hat mir nicht gefallen, wie über den Obdachlosen gesprochen wird. Er wird von beinahe allen als ein zotteliges Tier beschrieben, das auch die entsprechenden Laute von sich gibt. Diese Vorurteile werden leider erst spät von den handelnden Figuren selbst herausgefordert oder überdacht.

Thematisch gesehen erzählt der Roman viele kleine Geschichten. Da geht es um berufliche Träume, um das schwierige Verhältnis zur eigenen Familie, um Alkoholsucht und um das verlorene Gedächtnis von Dok-go, dessen Name übrigens „einsam und allein“ bedeutet. Erst gegen Ende der Handlung kann dieser die Bruchstücke seines Lebens wieder zusammensetzen – dieser Teil wirkt seltsam „angehängt“ und relativiert Aussagen, welche die Handlung eigentlich transportieren will. Schade!