Rezension

Eine etwas andere Klima-Dystopie – Menschliche Schwächen unter dem Brennglas

Blue Skies
von T.C. Boyle

Bewertet mit 5 Sternen

Auch wenn ich den Stil von T. C. Boyle nicht genau in Worte fassen kann, so ist sein neustes Werk „Blue Skies“ doch ganz typisch Boyle. Diesmal nimmt er sich die Klimakrise zum Thema und schafft es wieder mal auf einzigartige Weise anhand seiner Charaktere menschliches Verhalten erschreckend lebensnah darzustellen. Die Handlung spannt sich dabei zwischen Kalifornien und Florida auf, klug gewählte Handlungsorte, da hier sehr unterschiedliche Auswirkungen von Klimaveränderungen deutlich werden können. Im Mittelpunkt des Romans stehen aber eigentlich menschliche Biografien, wobei deren Lebensereignisse natürlich auch von den extremen Wetterphänomenen beeinflusst werden. Doch obwohl die Auswirkungen über die Jahre immer schlimmer werden, halten die Hauptprotagonisten stoisch an ihrem „normalen“ Leben fest. Auch wenn mich die beschriebenen Verhaltensweisen der Figuren oft zum Verzweifeln gebracht haben, schreibt Boyle, wie ich finde keine unrealistische Geschichte. Gerade darin liegt eine große Tragik, aber auch viel Schrecken.

Allgemein nahm mich das Buch emotional richtig mit und zog mich stellenweise ganz schön runter. Wobei ich die starken Emotionen, welche die Handlung bei mir auslöste, durchaus als positiv bewerten möchte. Eine leichte Lektüre ist „Blue Skies“ also auf keinen Fall. Neben der Klimathematik, welche an sich ja schon deprimierend genug sein kann, ging mir am meisten aber auch der ständige und überaus hohe Alkoholkonsum aller Hauptprotagonist:innen an die Nieren. Wer vom Thema „Sucht“ getriggert wird, sollte hier finde ich vorsichtig sein, gerade da die ständige Trinkerei an keiner Stelle als problematisch benannt wird. Diesen Schluss darf Jede:r für sich selbst ziehen. Auch sonst sind die Figuren wirklich keine Sympathieträger, was zwar nicht unbedingt ein Kriterium ist, aber die Lektüre auch nicht leichter macht. Der Schreibstil las sich dafür umso angenehmer und aufgrund der unfassbaren Ereignisse, kommt beim lesen eine regelrechte Sogwirkung auf. Insgesamt ist der Roman finde ich genial geschrieben und in sich absolut stimmig. Darum vergebe ich, trotz manchem Kopfschütteln beim lesen, 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung.