Rezension

Eine ergreifende Geschichte

Der Gesang der Berge -

Der Gesang der Berge
von Nguyễn Phan Quế Mai

Bewertet mit 5 Sternen

Unbedingte Leseempfehlung

„Huong wächst bei ihrer Großmutter auf, mitten im vom Krieg gebeutelten Hanoi der frühen 1970er Jahre. Der Vater ist auf den Schlachtfeldern verschollen, ihre Mutter folgte ihm in der Hoffnung, in zu finden. Und die Großmutter erzählt Huong an den vielen langen Abenden die Geschichte ihrer Familie, eine Geschichte, die in Frieden und Wohlstand ihren Anfang nimmt, aber im Zuge fremder Besatzung, Landreform und Krieg eine Geschichte von Vertreibung, Flucht und unsäglichem Leid wurde. Doch die Frauen ihrer Familie sind stark und entschlossen, dem Schicksal eine lebenswerte Zukunft abzutrotzen.“ - soweit der Klappentext.

Nguyễn Phan Quế Mai, Jahrgang 1973, erlebte als Kind die Folgen der Zerstörung ihres Landes durch den Vietnamkrieg. Sie arbeitete als Händlerin, bevor sie schließlich mittels eines Stipendiums in Australien studieren konnte. Sie hat acht Bücher auf Vietnamesisch publiziert, Belletristik, Lyrik und Sachbücher. Der vorliegende Roman ist der erste, den sie auf Englisch verfasste. Sie lebt mit ihrer Familie in Jakarta. (Klappentext)

Claudia Feldmann, Jahrgang 1966, studierte Literaturübersetzen in Düsseldorf und übersetzt seit über zwanzig Jahren aus dem Englischen und Französischen. (Klappentext)

Die Pressestimmen überschlagen sich vor Begeisterung, etwas, das mich immer eher skeptisch werden lässt. In diesem Fall habe ich es von einer privaten Buchbloggerin als Empfehlung gesehen (leider weiß ich nicht mehr, wo genau es war) und mit ein Exemplar aus der örtlichen Bibliothek geliehen.

Was soll ich sagen: es ist einfach ein Buch, das man lesen muss. Eine ganz wunderbar geschriebene Familiensaga, die die Erlebnisse von Huongs Großmutter Diêu Lan erzählt. Hineingeboren in eine wohlhabende Familie, die gleichwohl für ihren Wohlstand arbeiten musste, erlebt sie zunächst die Besatzung durch die Franzosen, die ihren Vater töten. Bei der Landreform verliert sie ihren gesamten Besitz und macht sich mit ihren Kindern auf den Weg nach Hanoi, wo sie für sich eine Zukunft sieht. Allein dieser Weg erzählt von viel Kummer und Leid, von Entscheidungen, die getroffen werden müssen, um Leben zu retten.

Die Autorin widmet ihren Roman ihren Großeltern, ihrem Onkel und den Millionen Menschen, die im Krieg ihr Leben verloren, denn es ist ihre Geschichte, die sie erzählt. Eine Geschichte, die von Grausamkeit und Leid, von Entbehrungen und Hoffnung erzählt. Die Autorin, die in einem gut lesbaren, sachlichen, aber empathischen Stil schreibt, nutzt unterschiedliche Zeitebenen. In den 1970er Jahren des letzten Jahrhunderts wird das Leben aus Huongs Perspektive berichtet. Dazwischen erzählt ihre Großmutter ihre eigenen Geschichte und damit die Geschichte Vietnams im letzten Jahrhundert. Ein Stammbaum zu Beginn des Buches erleichtert die Einordnung.

Fazit: So habe ich Geschichte bisher noch nicht gelesen – ein wertvolles und aktuelles Buch