Ein perfides Spiel mit dem Leser
Bewertet mit 5 Sternen
Dieses Buch ist sehr ungewöhnlich.
Es fängt harmlos an. Johann Stadt ist Drehbuchautor. Mit seinem Chef M., einem Regisseur, zieht er sich in ein Ferienhaus zurück, um an einem Drehbuch zu arbeiten. Es geht um einen Entführungsfall aus den 80er Jahren, wo in Görlitz am hellen Tag ein Baby entführt wurde, das der Vater im Auto zurückgelassen hatte. Die Spuren weisen nach Weißrussland und versickern dort.
Während die beiden arbeiten (und trinken) passiert tatsächlich ein ähnliches Verbrechen, jetzt, 25 Jahre später. Außerdem lernt man Sveta kennen, eine junge russische Frau, die seit der Tschenobylkathastrophe gesundheitliche Probleme hat und auch sonst nicht auf der Sonnenseite des Lebens steht.
Hier ist man dann zum ersten Mal verwirrt. Gehört Sveta ins Drehbuch? Oder ist sie ein zweiter Handlungsstrang des Buches? Man weiß es nicht genau.
So geht es dann weiter. Es häufen sich seltsame Vorkommnisse. Man rätselt, was ist Realität, was gehört ins Drehbuch. Informationen widersprechen sich. Vielleicht ist Johann auch nur betrunken?
Und immer, wenn man meint, man hätte es jetzt verstanden, kommt eine kryptische Bemerkung des Herausgebers, die einen wieder zweifeln lässt.
Verwirrend ist es immer, es macht aber Spaß, es zu lesen. Zwischendurch ist es sogar witzig. Auch der Schreibstil dieses Buches ist ungewöhnlich, meistens anspruchsvoll, manchmal derbe, aber immer mit einem leisen ironischen Unterton. Nie weiß man, was ernst gemeint ist. Werden hier nur arme Leser an der Nase herumgeführt?
Gegen Ende wird es dann irrwitzig. Man weiß nicht, soll man jetzt staunen oder lachen. Ich habe gelacht.
„Eine Rose für Putin“ ist ein untypischer Thriller, eine subtile Charakterstudie, ein rätselhafter Roman, alles auf einmal, gewürzt mit ganz speziellem Humor, der ein perfides Spiel mit dem Leser treibt und ihn bis zum Schluss im Ungewissen lässt. Mir hat es großen Spaß bereitet.