Rezension

Ein großartiges, anspruchsvolles Debüt aus zahlreichen Mosaiksteinchen

Eine Rose für Putin - Thomas Wendrich

Eine Rose für Putin
von Thomas Wendrich

Bewertet mit 5 Sternen

Ich bin kein Freund von Rezensenten, die in einer Rezension den Klappentext abtippen, doch bei diesem Buch muss ich es tun. Zu bizarr sind die facettenreichen Handlungsstränge, als das ich sie hier annähernd zusammengefasst und gut wiedergeben könnte. Die Geschichte ist hochintelligent, höchst anspruchsvoll und gesellschaftskritisch. Gespickt von literarischen Wort-Pralinen in harmonischer Sprache, wurde ich reich belohnt und spannend unterhalten. Emotional berührend, kriminell und trickreich, aberwitzig und kühn beschreibe ich diesen Roman.

Nur wer es liebt Anspruchsvolles zu lesen, kommt hier auf seine Kosten. Die Geschichte setzt sich aus vielen Mosaiksteinchen zusammen, die der Leser zusammenfügen möchte, es fast schafft und dann kommt alles anders.

Die Geschichte überschlug sich, sie widersprach sich, aber sie ergab ein merkwürdiges einheitliches Bild, so man es im Nachhinein zusammensetzt. Anspruchsvoll und interessant, top recherchiert und facettenreich, so empfand ich diesen Roman. Meine Empfehlung gilt den Lesern, die literarisch Intelligentes mögen und Anspruchsvolles lieben.

Es folgt der angekündigte Klappentext:

Ein Kidnapping aus dem Land der bestbewachten Grenzen? Da sind doch höhere Mächte im Spiel! Ein Elternpaar ringt um sein entführtes Kind, ein Ermittler um die richtige Lösung, eine weißrussische Frau um ihr Leben und ein Autor mit seinem Regisseur um die richtige Geschichte. Mit dieser so außergewöhnlichen wie komischen Konstruktion erschafft Thomas Wendrich den Ost-West-Roman unserer Zeit.

Ein ungeklärter Kindesraub 1985 in Dreden? Eine Entführung außer Landes? Eigentlich nicht vorstellbar zu Zeiten streng bewachter Grenzen – es sei denn ... Johann Stadt hat sich mit seinem Regisseur in ein uckermärkisches Landhaus zurückgezogen, um diesen historischen Stoff zu entwickeln.

Zu Anfang ist alles wie immer: Die Postbotin bringt Post, der Dorfpolizist schnüffelt, der Autor erfindet. Doch gerade hier, in der Stille der Abgeschiedenheit des Landlebens, sieht sich der Drehbuchschreiber plötzlich mit bizarren Erscheinungen konfrontiert. Die Aufzeichnungen von Johann Stadt führen den Leser immer tiefer in eine aberwitzige Welt des Verbrechens. Bald kämpft er mit einer gut frisierten Leiche, unmusischen Provinzpolitikern, geschäftstüchtigen Atomforschern, dem superlangen Arm des KGB und nicht zuletzt einem aufgescheuchten Schwanenclan. Buchstäblich unter Einsatz seines Lebens recherchiert und schreibt er akribisch eine unglaubliche Geschichte über den Wert eines Menschenlebens, die immer mehr zu seiner eigenen wird.

Thomas Wendrichs ideensprühendes Debüt ist eine Roadnovel ohne Fahrbahnmarkierungen – eine unerhörte Story über die Verschiebung des Westens in den Osten und die Ausbreitung des Ostens im Westen. Mit Gespür für Chaos, tragikomische Situationen und literarische Traditionen erzählt er von der Ungeheuerlichkeit eines Verbrechens und dem Wahnsinn, das Unfassbare festzuhalten.