Rezension

Ein märchenhaftes Abenteuer

Die Welt zwischen den Zeilen - J. Vellguth

Die Welt zwischen den Zeilen
von J. Vellguth

Mit „Die Welt zwischen den Zeilen“ hat die Autorin einen magischen Roman vorgelegt, der mich definitiv überzeugen konnte. Eine eigenwillige Protagonistin und eine tolle Grundidee, die zwar nicht neu, aber gut umgesetzt ist.

Da es sich um die Geschichte von Isabel handelt, erhalten wir durch den direkten Schreibstil auch einen entsprechenden Einblick in ihre Gefühlswelt. Mir hat die Ausdrucksweise der Autorin sehr gut gefallen, weil sich die Geschichte flüssig lesen ließ. Natürlich liegt es auch daran, dass das Büchlein nicht allzu viele Seiten umfasst. Im Nachhinein habe ich nun auch gesehen, dass diese Lektüre der zweite Band der Aschenputtel-Reihe ist, allerdings kann man die Bücher unabhängig voneinander lesen (eventuell gibt es hier ein paar Spoiler zu Teil eins).

Isabel war eine solide Protagonistin. Sie hat stets ihre Rolle ausgefüllt und immer so agiert, wie man es von ihr erwartet hat. Das ist eigentlich eine Sache, die mich sonst stört, aber in diesem Fall war es irgendwie angebracht, weil sie sich so in das Märchenthema eingefügt hat. Auch von ihrer Familie und Freunden haben wir eher weniger erfaren, weil es für Isabels und Leos Geschichte nicht wichtig war. Leo war eher defensiv. Zunächst hatte man das Gefühl, dass er sich vollkommen seinem vorgegebenen Weg hingeben muss, aber dann hat er doch noch für eine Überraschung gesorgt. Womit ich ab und zu meine Probleme hatte, war die Liebesgeschichte zwischen den beiden. Hier ging alles sehr schnell und ich hatte so meine Zweifel, ob die Gefühle wirklich echt sind.

Die Nebencharaktere waren eher weniger stark vertreten, was aber absolut in Ordnung war, weil in dieser kurzen Geschichte auch gar kein Platz für weitere große Auftritte gewesen wäre. Umso mehr hat es mich gewundert, dass eine beste Freundin erwähnt wird, wenn sie eigentlich gar keine Bedeutung für die Handlung hat.

Ich finde, dass die Autorin die Hintergrundstory gut umgesetzt hat. Zwar hätte ich mir vielleicht noch ein paar Details zur Familiengeschichte gewünscht, um mehr über die Gabe zu erfahren, die Isabels und ihre Vorfahren in Bücher reisen lässt, aber insgesamt war ich zufrieden. Lediglich der Schluss war für mich ein bisschen gehetzt, was aber auch mein einziger richtiger Kritikpunkt ist. Hier hatte ich das Gefühl, dass die Autorin fertig werden möchte und nicht mehr unbedingt auf eine logische Handlungsweise geachtet hat.

Besonders nett fand ich den krassen Switch zwischen der realen Welt im Studentenwohnheim und dem phantastischen Setting im Märchenbuch. Gerade hier waren die Beschreibungen so detailliert, dass man sich als Leser die Umgebung bestens vorstellen konnte und tatsächlich das Gefühl hatte im düsteren Wald oder im prunkvollen Schloss auf dem Ball zu sein.

Insgesamt hat mir „Die Welt zwischen den Zeilen“ gut gefallen. Die meisten Charaktere konnten mich überzeugen und auch zu den Zeitsprüngen zwsichen den einzelnen Szenen im Buch hat sich die Autorin genügend Gedanken gemacht, damit ich die Handlungen nachvollziehen und als authentisch empfinden konnte. Ich freue mich schon auf die weiteren Bücher der Autorin, weil mich ihr Schreibstil positiv überraschen konnte.