Rezension

Ein beeindruckender Lebensweg

Den Faden halten -

Den Faden halten
von Monika Fuchs

Bewertet mit 4 Sternen

Fuchs ist wie eine Schäferhündin, braucht ständig neue Aufgaben.

Der metaphorische Titel 'Den Faden halten' gefiel mir. Auf das kürzlich erschienene Buch bin ich durch das WDR-Radio aufmerksam geworden. Das erste Drittel fand ich etwas mühsam, die Story beginnt im 2. Weltkrieg, wo sie springender-weise irgendwann noch einmal landet, aber dann hat es mich gepackt. Diese Frau, heute 85 Jahre alt, ist der Hit, eine starke Frau, ein Powerpaket, erfindet sich ständig neu. Ist wie ein Schäferhund, der ständig neue Aufgaben, Herausforderungen braucht. Ihr Motto: Lebenslanges Lernen. Was ich nicht kann, will ich können. Humor, der rote Faden, der ihr Leben und auch dieses Buch durchzieht. Die Gastronomie. Bei so vielem konnte ich nicken, mich wiederfinden. Ich werde dieses Jahr sechzig, habe seit diesem Jahr auch zum ersten Mal einen YouTube-Kanal, mit viel Glück, kann ich noch ein paar Jahre ein wenig etwas bewegen. Das Cover ziert ein Porträt-Foto, das hätte mich zum Kauf nicht unbedingt bewegt, aber die Geschichte einer starken Frau, die so viele Täler erfolgreich durchwandert hat, ohne jemals die Flinte ins Korn zu werfen. Interessant finde ich auch das Kapitel über die Philippinen, das, was man als Leser über Land und Leute und die Kultur lernt. So beschnüffelt man sich, begegnet man sich erstmalig, auch um Zuneigung zu bekunden. Und die wunderschöne Metapher steht auch für Fuchs Leben: 'Kaum war der Orkan vorbei, kam der nächste Taifun, riss Bäume aus, warf Autos wütend über die Straße, deckte Dächer ab und schmiss sie einige Straßen weiter jemandem in den Garten' (98). Der Abschnitt über ihren Partner Alfred ist sehr bewegend 'Im Geist höre ich dann immer einen Sargdeckel mit dumpfem Schlag zufallen'(170). Schön die Gründung einer Wohngemeinschaft in späteren Jahren ('Wir zogen uns gegenseitig aus unserer Trauer' (180)) und eine tolle Idee mit dem Kummerkasten in der Küche für die Kids. Ich wünsche der Autorin, dass der Krebs sie nun in Ruhe lässt. Sie hat noch so viel vor. Fuchs macht mit ihrem Wesen und Agieren so deutlich, dass wir wirklich nur ein Leben haben und es in vollen Zügen auskosten sollten. Kreativität kennt keine Grenzen!