Rezension

Ein altes Märchen sehr gut umgesetzt

Cinderella Undercover - Gabriella Engelmann

Cinderella Undercover
von Gabriella Engelmann

Märchen in neuem Kleid

Cynthia Aschenbrenner ist gerade einmal 16 Jahre alt, als ihre geliebte Mama stirbt. Zusammen mit ihrem Vater Thomas versucht sie den Alltag so gut es geht zu meistern. Cyn ist wie vor den Kopf geschlagen, als ihr Vater ihr Stephanie Wolters vorstellt. Die neue Frau im Leben ihres Vaters bringt ihre beiden Töchter Kristen, 16 und Felicia, 18, mit in die neue Patchwork-Familie. Als die 5 dann im Zentrum Hamburgs zusammen eine gemeinsame Wohnung beziehen, ist es Cyn, die von den 3 neuen Frauen in jeder Beziehung ausgenutzt wird. Sei es, dass die Mädels ihr Ovomaltine trinken, sich ihrer Kosmetika bedienen oder sie einfach mit dem Abwasch allein lassen. Sie wissen genau, wann es Zeit ist sich zu verdrücken. Cynthia liebt die Malerei und will unbedingt auf die Kunstakademie. Bei einer Vorstellung ihrer Bewerbungsmappe bekommt sie zu hören, dass sie mehr aus sich heraus gehen soll. In einer Buchhandlung lernt sie den 20-jährigen Daniel Petersen kennen - und verliebt sich sofort in den jungen Mann. Doch mit ihm zusammen zu kommen gestaltet sich schwierig bis aussichtslos. Oder sind es nur Missverständnisse, die auf Seite geräumt werden müssen?

"Cinderella Undercover" ist der zweite Märchenroman, den ich von Gabriella Engelmann gelesen habe. Und ich bin genau wie bei "Schneewittchen" begeistert von der Umsetzung in ein modernes Kleid. Die Kunstszene mit Malerei, Street Art, Mode- und Schuhdesign lockert die Geschichte auf und gibt ihr immer neue Wendungen, sodass Cyn sich entwickeln und richtig aus sich heraus gehen kann.

Bereits zu Beginn des Buches finde ich ein Personenregister, wo mir ein Großteil der handelnden Personen vorgestellt wird und ich mir so die Personen, die nach und nach in die Geschichte hineinspielen, mit ihren Stärken, Schwächen und kleinen Macken sehr gut vorstellen kann. Und ich habe mich sehr gefreut, einigen Personen wieder zu begegnen, die ich aus "Schneewittchen" schon kenne.

Die Geschichte um die 16-jährige Cynthia Aschenbrenner ist leicht und flüssig geschrieben und ich konnte kaum aufhören zu lesen. Bei der neuen Patchworkfamilie, in der der Vater kaum zuhause ist, da er seinen Auslandsgeschäften nachgehen muss, und die beiden neuen "Schwestern" einfach nur nerven, wird deutlich, dass alle Parteien sich erst in die neue Situation hinein finden müssen - was der einen mehr, der anderen weniger gelingt. Aber im Laufe der Geschichte habe ich den Eindruck, dass man sich letztendlich sehr gut arrangiert. Besonders begeistert hat mich ein Geschenk, dass Cynthias Vater ihr von einer Reise mitbringt: einen Beo namens La Perla. Der kleine Vogel zaubert mir mit seinem Gezwitscher immer wieder ein Lächeln ins Gesicht. Den würde ich sofort in Pflege nehmen.

Die Beschreibungen von verschiedenen Handlungsplätzen in Hamburg machen auch diesmal Lust, die Stadt mal wieder zu besuchen und auf Cyn´s Spuren zu wandeln. Insgesamt hatte ich auch mit dieser märchenhaften Erzählung wieder einige sehr schöne Lesestunden. Ich kann jedem - nicht nur denen, die Märchen mögen - empfehlen, lasst euch in die Moderne eines Märchens entführen. Gabriella Engelmann ist genau die richtige Erzählerin dafür.