Rezension

Eigentlich ist es nur Bärlauch...

Das giftige Glück -

Das giftige Glück
von Gudrun Lerchbaum

Wien steht Kopf, denn ein rätselhafter Pilz hat den in Mengen sprießenden Bärlauch zur giftigen Pflanze gemacht. Für manch einem Wiener oder einer Wienerin die Gelegenheit, mit einem Lächeln und einem Glücksgefühl das triste Leben für immer hinter sich zu lassen, aber auch unliebsame Personen zu eliminieren. Die Todesrate schießt nach oben und alle ins Leben gerufenen  Vorsichtsmaßnahmen werden missachtet. Eine Rebellion gegen eine indoktrinierte Herrschaftsform? Oder ist der Todeswunsch in unserer heutigen Gesellschaft wirklich so groß?

Mit "Das giftige Glück" hat die österreichische Autorin Gudrun Lerchbaum ein für mich überraschend tiefgründigen Roman veröffentlicht. In der Erwartung eines Kriminalromans bin ich in das Buch gestartet und war nach kurzer Zeit von den gesellschaftskritischen Seitenhieben überrascht. Grob gesehen gibt es durchaus eine kriminalistische Grundgeschichte, aber der Sinn des Buches geht aus meiner Sicht sehr viel tiefer. Gerade nach dem gesellschaftlichen Schock einer Coronakrise mit all ihren vorher für unmöglich gehaltenen Auflagen scheint die Gesellschaft doch deutlich verändert zu haben. Entstand in der Zeit der Entfremdung ein größerer Todeswunsch? Zudem wird noch das brisante Thema des selbstbestimmten Todes aufgegriffen, welcher dank des neuen "Glücklichen Gifts" so verlockend erscheint. Gudrun Lerchbaum verbindet diese vielen Themen zu einer etwas skurrilen aber zum Nachdenken anregende Geschichte, die mich auch nach Beendigung des Buches zunächst nicht losgelassen hat.

Insgesamt ist "Das giftige Glück" ein aus meiner Sicht gelungener Roman, in dem der aktuellen Gesellschaft nach der bisherigen pandemischen Zeit ein Spiegel vorgehalten wird. Interessanterweise stand das Grundgerüst des Buches bereits vor Ausbruch der Corona-Krise und wurde im Nachgang lediglich überarbeitet. Ein fesselndes Buch, welches ich gerne weiter-empfehle und mit guten vier von fünf Sternen bewerte.