Rezension

Drei kesse Frauen - als Beerdigungsunternehmerin und Detektivin

Eingeäschert -

Eingeäschert
von Doug Johnstone

Bewertet mit 4.5 Sternen

Die Skelfs (Dorothy, Jenny und Hannah) hatten schon immer ein Händchen für Streuner. Schrödinger, der orangerote Kater, lief ihnen zu, Indy blieb nach der Beisetzung ihrer Eltern bei ihnen zurück und hat eine vielversprechende Karriere als Bestatterin vor sich. Ein grotesker Vorfall auf einem Friedhof schließlich lässt nicht nur einen unbekannten Toten, sondern auch dessen Hund Einstein bei den Skelfs zurück. Das Trio betreibt aus der Küche als Kommandozentrale ihr traditionsreiches Beerdigungsinstitut und nebenbei eine Detektei. Jede von ihnen hat nicht allein mit alterstypischen Problemen zu kämpfen. Dorothy, die frisch verwitwete Exzentrikerin aus Kalifornien, läuft zu Hochform auf, als ihre Schlagzeug-Schülerin Adi nicht zum Unterricht erscheint und deren Eltern sich äußerst verdächtig benehmen. Die rund 70Jährige fühlt sich allein von Thomas Olsson verstanden, dem Schwarzen Polizisten schwedischer Herkunft, der den Skelfs vertraulich als Kontaktmann zur Polizei dient. Jenny will endlich würdevoll die Ehe mit ihrem im Knast einsitzenden Mann Craig beenden. Nebenbei hadert sie damit, dass sie nach Berufsjahren als Journalistin in der Not wieder unter das Dach des Familientriebs schlüpfen musste. Doch zunächst muss sie die Identität des Unbekannten recherchieren, der sie auf dem Friedhof beinahe überfahren hätte, um ihm ein anständiges Begräbnis auszurichten.

Jenny und Hannah leiden bis heute körperlich und seelisch an einem Ereignis, das vor diesem zweiten Band stattfand und über das noch nicht das letzte Wort gesprochen ist. Hannah ist wegen ihres Traumas in Therapie, obwohl sie davon überzeugt ist, dass „alternde Rock-Tussen“ wie Therapeutin Rita Hannahs Generation nie verstehen werden. Als sie eine Gedenkrede auf ihre verstorbene Freundin Mel halten soll, bricht sie überfordert zusammen. An dem im Windschatten folgenden Todesfall am Physiklehrstuhl ist sie allerdings unschuldig.

Mit wechselndem Focus auf die Bestatter:innen und ihren hochgeschätzten Angestellten Archie folgen wir der täglichen Arbeit, bewundern hilfreiche Netzwerke der Skelfs und rätseln mit ihnen über die ungeklärten Kriminalfälle, die sich in ihrem Alltagsgeschäft ergeben.

Edinburgh als stimmungsvoller Schauplatz, an dem Dialektspuren bereits verräterisch sein können, groteske Mehrfrontenkämpfe der - queeren - Figuren und die melancholische Auseinandersetzung mit dem Tod fügen sich zu einer „Tartan-Noir“-Handlung, die empfindsame Leser:innen durchaus triggern kann. Begeistert hat mich die unkonventionelle Entwicklung der Nebenfiguren (auf Archie und Indy bin ich in den Folgebänden sehr neugierig) und Johnstones Talent, seine Karten lange verdeckt zu halten, bis er seinen Leser:innen winzige Informations-Schnipsel spendiert.

Mit dem zweiten Band konnte ich hier problemlos einsteigen, es wird ausführlich auf den Vorgängerband Bezug genommen.

Serien-Info: der 2. Ins Deutsche übersetzte Band von bisher 5.