Rezension

Dramatik, die lange nachhallt

Das Haus der Verlassenen - Emily Gunnis

Das Haus der Verlassenen
von Emily Gunnis

Bewertet mit 3.5 Sternen

Dieses Buch erzählt die traumatische Geschichte einer jungen Frau, die, nachdem ihre Eltern erfahren haben, dass sie ein Kind in sich trägt und eine Heirat nicht zustande kommt, von diesen in ein Mutter-Kind-Heim geschickt wird. Dort herrschen Zustände, die sich der Leser kaum vorstellen mag. Von dort aus schreibt Ivy Briefe an den Vater des Kindes und bittet ihn sie dort herauszuholen. Doch dies sollte nie geschehen.

60 Jahre später entdeckt Sam, eine junge Journalistin einen dieser Briefe bei ihrer Großmutter und wittert eine interessante Story, die sie auf der Karriereleiter empor bringen könnte. So begibt sie sich auf Recherchetour. Das besagte Mutter-Kind-Heim "St.Margaret's" soll aber bereits in zwei Tagen abgerissen werden. Doch beherbergt es noch so viele Geheimnisse, die geklärt werden sollten. So ist Eile geboten von Seiten der jungen Journalistin. Was sie aufdeckt, wirft immer wieder neue Fragen auf. Wie kommt der Brief in den Besitz ihrer Großmutter? Was geschah damals mit den neugeborenen Kindern? Warum haben viele junge Frauen dieses Heim nie wieder verlassen? Und, und, und ...

Auch wenn dieses St.Margaret's ein fiktives Heim darstellt, so basiert die Darstellung der Autorin Emily Gunnis auf damals tatsächlich existierenden Mutter-Kind-Heimen. Es kam zu Zwangsadoptionen und Medikamententests, Misshandlungen und Folter und somit auch zu vielen Todesfällen. Dies alles hat die Autorin sehr eindrucksvoll mit der Geschichte der jungen Ivy verstricken und darstellen können. Leider doch stellenweise zu oberflächlich. Natürlich reichte allein das Ankratzen der Themen schon aus dem Leser eine Gänsehaut nach der anderen über den Rücken zu jagen. Aber wirklich aufklärend wirkten die Abhandlungen nicht.

Dafür beeindruckte die Autorin mit ihrem flüssigen Schreibstil. Doch die Spannungskurve wurde ab und an durch kleine Längen unterbrochen. Auch kam es anfangs zu Wiederholungen und im weiteren Verlauf sind auch kleine stilistische Mängel zu finden. Doch all dem entgegengesetzt ist die Dramatik, mit der die Autorin den Leser auf ihrer Seite zieht.

 

Es ist ein wirklich lesenswertes Buch. Doch sollte man tiefere Einblicke in die Thematik wünschen, bleibt nur Google.